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"Nationalrevolutionäre" Publizistik

Einleitung

Mitte Oktober 1988 bekamen das Antifaschistische Infoblatt (AIB) zwei Exemplare der "nationalrevolutionären" Zeitschrift „Aufbruch“ zugeschickt. Die gleiche Zeitschrift landete in den Briefkästen verschiedener fortschrittlicher Organisationen. Der „Aufbruch“ wird von "Nationalrevolutionären" ("Naros") verbreitet.

Der (frühere) "Nationalrevolutionäre" Sven Thomas Frank bei einer REP-Veranstaltung in Berlin.

"Naros" sind Deutschnationalisten welche sich in der Tradition des "Linken" Flügels innerhalb der NSDAP begreifen, der Ende der 1920er - Anfang der 1930er Jahre, den Nationalsozialisten einen scheinbar "revolutionären - antikapitalistischen" Charakter verleihen sollten. Sie berufen sich auf sozialdarwinistische Theorien und legen großen Wert darauf nicht als Neonazis wahrgenommen zu werden. Mit ihrem nicht leicht zu durchschauenden Programm versuchen sie einen Fuß in linke Bewegungen und Organisationen zu bekommen.

NARO-Zeitungen

In Berlin konnte die Gruppe "Außerparlamentarische Mitarbeit" (APM) um den rechten Aktivisten Sven Thomas Frank1 dieser Strömung zugerechnet werden. Als ein Anhänger der extrem rechten "Ostpolitischen Deutschen Studentenverband" (ODS) war Sven Thomas Frank bereits 1970 für einige Zeit gemeinsam mit dem "nationalrevolutionärem" Publizisten Henning Eichberg in der Redaktion der ODS-"Studentenzeitschrift" "actio" tätig. Die APM war zeitweilig für die Publikation "Ideologie & Strategie" als ein "Zentrales Kaderorgan nationalrevolutionärer Basisgruppen" verantwortlich. Später wechselte "Ideologie & Strategie" zur Gruppierung "Sache des Volkes / Nationalrevolutionäre Aufbauorganisation" (SdV/NRAO) bzw. zu dem "Arbeitskreis Rebell". Als Redaktionsmitglieder traten u.a. die Berliner Michael Meinrad, Hartmut Kolberg, Axel Malde, Alexander Epstein und Hartwig Singer in Erscheinung. Hinter dem Namen des Redaktionsmitgliedes Wolfgang Günther soll Gert Waldmann aus Hannover stehen.2

Mit der Zeitschrift "Rebell" brachten "Nationalrevolutionäre" der Gruppierung "Sache des Volkes / Nationalrevolutionäre Aufbauorganisation" (SdV/NRAO) vor ein paar Jahren ein "Zentrales Schüler- und Studentenorgan" heraus. Als Verantwortlicher galt zeitweilig der Berliner Detlef Fritz.

Dies waren noch lange nicht die einzigsten Publikation aus den "nationalrevolutionären" Kreisen. Neben dem "Laser" gab es mit dem "Freiheitskampf" noch ein "Zentrales Organ für Lehrlinge und Jungarbeiter" von der SDV/NRAO, für das sich zeitweilig Udo W. Reinhardt aus Hannover verantwortlich zeichnete.

Die "neue zeit" als "Forum für die Sache des Volkes" wurde zeitweilig von Helmut Müller aus München publiziert. Sie vereinigte sich 1980/1981 mit der Publikation "SOL" des "Bund deutscher Solidaristen" um Lothar Penz, Werner Schlett und Klausdieter Ludwig. Seit Ende 1984 scheint die "neue zeit" wieder in Westberlin gelandet zu sein. FachjournalistInnen rechnen die "neue zeit" einem Personenkreis um Wolfgang Strauss, Sven Thomas Frank und Werner Olles zu.

Ein "nationalrevolutionärer" "NR-INFO-DIENST" als "Rundbrief an Kampfgenossen und Interessenten" von einer "Nationalrevolutionären Basisgruppe München"  wurde zeitweilig von Dieter Stockmeier und Peter Schmidbauer herausgebracht.

Der "Aufbruch"

Der Herausgeber des "Aufbruch" ist eine Organisation, die sich "Politische Offensive" nennt. Marcus Bauer aus Bochum ist presserechtlich für das Blatt verantwortlich. Auch Armin Krebs aus Menden zeichnete sich zeitweilig für den "Aufbruch" verantwortlich.

In "Politische Offensive" (PO) ist im Mai 1987 der „Nationalrevolutionären Koordinationsausschusses“ (NRKA) um Armin Krebs, Jürgen Ackermann und Marcus Bauer umbenannt worden. Diese Organisation wiederum ist am 26. April 1980 in Düsseldorf als Abspaltung von der „Nationalrevolutionären Aufbauorganisation/Sache des Volkes“ (NRAO/SdV) um Henning Eichberg und Sven Thomas Frank entstanden.

Das Postfach der Gruppe "Politische Offensive" (PO) bzw. des angeschlossenen "Arbeitskreis Befreiung" in Lahnstein bei Koblenz soll nach Berichten antifaschistischer JournalistInnen zuvor vom "Initiativkreis Linke Deutschland-Diskussion" (LDD) des ehemaligen "Die Grünen"-Politikers Rolf Stolz aus Köln genutzt worden seien. Das LDD-Postfach soll demnach zeitweilig von Axel Emmrich und Jürgen Kraus betreut worden sein, die dadurch bekannt wurden, das sie mit dem Zusatz "linke Deutschlanddiskussion" eine "Denkschrift zur Verwirklichung einer europäischen Friedensordnung" von Herbert Ammon und Theodor Schweisfurth unterzeichneten.3

Linker Nationalismus

Der NRKA bzw. die PO versteht sich selbst als eine Organisation der "progressiven Nationalrevolutionäre". Diese Gruppierung der „Nationalrevolutionären" hatte ihren Schwerpunkt auf die Wirkung innerhalb linker Organisationen und Bewegungen ausgerichtet. Mittels sozialer Demagogie und Kapitalismuskritik versuchten sie hier Einfluß zu gewinnen. Politisches Ziel war die Etablierung eines "linken" Nationalismus. Grundlage ihrer Programmatik und Ideologie ist - wie bei allen "nationalrevolutionären" Organisationen – ein biologistisches Weltbild. Sie orientieren sich dabei an die darwinistische Theorie, daß nur der Stärkste sein Recht auf Leben durchsetzen wird. Ihre einzelnen Aussagen sind meist so aus ihrem politischen Zusammenhang gerissen, daß sie nicht sofort als neonazistisch zu erkennen sind.

Dazu tragen auch ehemalige Mitglieder der KPD/ML und der Grünen bei, die im NRKA arbeiteten. Antifaschistischen Kräften ist es jedoch gelungen den Einfluß dieser Organisation in linken Gruppen zu stoppen (Ausschlußverfahren aus der Partei "Die Grünen"/ Diskussionen in anarchistischen Zeitungen u. a.). Die Umbenennung in "Politische Offensive" war eine Reaktion auf die antifaschistischen Initiativen gegen den NRKA. Die Strategie der Unterwanderung wurde, bis zur Spaltung der PO im November 1987, beibehalten.

Rechtswende

Zur Spaltung kam es, weil ein Teil der Mitglieder auf einer PO-Tagung in Sommershausen bei Würzburg, eine "Kursänderung" durchsetzen konnten: Weg von der Orientierung nach links, hin zu verstärkter Einbeziehung bestehender neonazistischer Gruppen. Diese "Rechtswende" kommt natürlich nicht von ungefähr: "Nationalrevolutionäre"  Ideologie ist schon immer ein Bestandteil neoonazistischer Gruppen und Parteien gewesen. An PO-Seminaren nehmen u. a. Mitglieder der militanten "Nationalistischen Front" (NF) und anderen neonazistischen Gruppen teil. An den Wänden der Bochumer PO- Geschäftsstelle, die von Marcus Bauer geleitet wurde, hingen laut Berichten aus der Szene auch Plakate der östereichischen Neonazi-Zeitschrift "Sieg".

Bauer war einer der Drahtzieher für die Umorientierung der PO und ist jetzt Leiter des "Arbeitskreis Junge Republikaner" der sich am 2. September 1988 innerhalb des REP-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen gegründet hat. Das Selbstverständnis der "Jungen Republikaner" wurde in einer "Leverkusener Erklärung" zusammengefast und auf der Gründungsversammlung verabschiedet.

Auch Sven Thomas Frank soll sich in Berlin den entstehenden Strukturen der Partei "Die Republikaner" angeschlossen haben.