Skip to main content

"Leni Riefenstahl" Ausstellung

Filmmuseum Potsdam

Im Potsdamer Filmmuseum war vom 4. Dezember 1998 bis 14. März 1999 die erste umfassende Ausstellung zum Leben und Werk von Leni Riefenstahl zu sehen. Eine vergleichbare Veranstaltung hatte es in Deutschland bis dato nicht gegeben. Begleitend zur Ausstellung wurden im Kino des Filmmuseums Werke von Leni Riefenstahl gezeigt. Die alten Bilder in eine neue Zeit transportiert?

So oder ähnlich erlangen die Werke Leni Riefenstahls eine neue Popularität und die Werke werden kurzerhand zur Popkultur dazugezählt. Das Filmmuseum in Potsdam hatte sich mit dem Vorhaben einer solchen Ausstellung eine schwere Aufgabe gestellt. Der Einstieg in die Bilderflut war an mehreren Stellen möglich, ganz nach Geschmack. Im Rundgang gab es Biographisches, persönliche Dokumente, Korrespondenzen, Kinoplakate, Anzeigen, Auszüge aus Drehbüchern und einige Photos. Dazu kamen Monitore mit ihren später gedrehten Unterwasseraufnahmen und einer, in dem die neueste Coverversion des Songs »Strippet« gezeigt wurde, aufgenommen von Rammstein, die ihr Video zu dem Stück mit Bildern aus den Olympiafilmen gestaltet haben. Geteilt war der Rundgang von vier getrennten Bereichen. Gleich zu Beginn im ersten standen vier, ungewöhnlich kleine Monitore in denen fortwährend folgende Filme liefen: »Olympia I+II« (1936-1938), »Triumph des Willens (1935) sowie zwei Filme, in denen sie auch als Schauspielerin mitgewirkt hat: »Das blaue Licht« (1931/32) und »Tiefland« (1940-1954). Nach dieser eher anstrengenden Betrachtungsmöglichkeit prallte mensch regelrecht auf riesige Portraits in der Nuba-Galerie - der zweiten größeren Schaffensperiode Riefensta

hls. Nach diesem Bereich gab es die Möglichkeit, an zwei Tischen ausliegende Interviews und Rezensionen einzusehen und zu lesen. Oder man ging direkt in einen kleinen Vorführungsraum, in dem die biographische Dokumentation von Ray Müller gezeigt wurde. Wie schon gesagt, es gab mehrere Möglichkeiten, sich der Ausstellung zu nähern, ohne alle miteinander betrachten zu müssen.

Das Filmmuseum hat sich ganz offensichtlich um Vollständigkeit und eine kritische Betrachtung bemüht und ist dabei scheinbar der Riefenstahlschen Ästhetik auf den Leim gegangen. Im Katalog wird Leni Riefenstahl ausführlich zitiert: »Ja: Schönheit, Harmonie (...) Mich fasziniert, was schön ist, stark, gesund, lebendig (...) wenn Harmonie hervorgebracht wird, bin ich glücklich.« Da steht die Harmonie maschierenden Deutschtums zusammen mit der Realität, daß Leni Riefenstahl sich nicht scheute, für ihren Film »Tiefland« Menschen aus einem entsprechenden Lager kommen zu lassen, weil diese durch ihr Äußeres (Sinti und Roma) dem Film das nötige südländische Flair geben sollten. Gleichzeitig kann ihr Wille zur Ästhetik nicht verleugnet werden. Bei ihren Reportagen über die Nuba, einem Volksstamm aus dem Sudan, fotographierte sie nur junge, gesunde, »gestählte« und durchweg glücklich wirkende Menschen in den verschiedensten Haltungen und Posen.

Als Betrachterin fühlt mensch sich immer wieder an die Olympia-Filme erinnert. Alte oder kranke Menschen waren nicht zu sehen und einen wirklichen Blick in den Alltag vermitteln die Bilder kaum. Diese übertriebene Körperbetontheit durchzieht ihr ganzes Werk und ist beispielhaft für ihre Ästhetik. Das Potsdamer Stadtmagazin »evants« faßt es in seiner Dezemberausgabe begeistert zusammen: »Ihr Werk ist bestimmt von dem Willen, Schönheit und Harmonie in vollkommenen Bildern zu inszenieren

International gibt es schon viel länger eine Auseinandersetzung mit Leni Riefenstahl und in den vergangenden Jahrzehnten gab ihr künstlerisches Werk, vor allem das der dreißiger Jahre, immer wieder anderen KünstlerInnen Anstoß. Aber diese Werke sind auch politische Zeitdokumente und trotzdem konnte die Politik in der Potsdamer Ausstellung untergehen, wenn überwiegend die Kunst für sich allein diskutiert wird und die historischen Hintergründe ins Abseits rücken. Aufgefangen wurde dies nur durch diverse parallel laufende Veranstaltungen mit Filmvorführung und Diskussionsabenden, die immer sehr gut besucht waren.