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"Kampfgefährtinnen" und "Mütter" in Publikationen rechter Frauen

Einleitung

Häufig finden Frauen keine Erwähnung, wenn es um Rechtsextremismus in der Bundesrepublik geht. Dabei sind sie nicht nur Randfiguren, sondern wichtiger Teil rechter Ideologien und Organisationen. Sie lassen sich nicht auf ein Klischee »der« rechten Frau reduzieren. Einige präsentieren sich als Renee oder Skingirl der Öffentlichkeit, anderen sieht man ihre rechte Einstellung äußerlich nicht an. Teilweise vertreten sie sehr traditionelle Vorstellungen vom »Frau-Sein«. Aber die Annahme, rechtsextreme Frauen strebten alle die Hausfrauen- und Mutterrolle an, ist falsch. Vielmehr vertreten heute rechte Frauen in ihrem Lebensalltag und ihren politischen Aktivitäten auch antisexistische Meinungen und begeben sich damit teilweise in Widersprüche. Anhand rechter Frauenzeitschriften von der Zeit des Nationalsozialismus bis heute läßt sich nachvollziehen, wie die Rolle von Frauen in rechten Frauenkreisen diskutiert wird. Eine derartige Analyse ist wichtig, um die eigenen feministischen Konzeptionen zu überprüfen.

Faksimile Publikationen neonazistischer Frauen

Ausgehend von der Diskussion um Frauen als Täterinnen im Nationalsozialismus, die in den 80er Jahren begann, entwickelten feministische Rechtsextremismusforscherinnen Erklärungsansätze, warum Frauen sich in rechte Strukturen begeben. Frauen werden in rechten Parteiprogrammen auf ein Hausfrauen- und Mutterdasein reduziert, was eigentlich der Selbstbestimmung von Frauen widersprechen müßte.

Trotzdem sprechen diese Parteien auch Frauen an (beispielsweise sind ein Drittel der REP-WählerInnen Frauen), sie sind Sympathisantinnen, Kämpferinnen auf der Straße, aktive Ideologinnen. Da die Lebensrealitäten von Frauen in rechten Kreisen sehr vielfältig sind, kann vermutet werden, daß das programmatische Frauenbild nicht so entscheidend ist. Hauptsächlich scheinen sich rechte Frauen über Auffassungen von Volk, Nation und »Rasse« zu identifizieren. Vielleicht machen gerade die vielfältig lebbaren Frauenbilder rechte Gruppierungen für Frauen attraktiv. Die Frage, ob nun die Frauenbilder oder nationalistische Auffassungen Motive von Frauen sind, sich rechtsextremen Ideologien zuzuwenden, ist bisher nicht vollständig beantwortet. Auf jeden Fall wird in rechten Frauenkreisen über die gesellschaftliche Rolle von Frauen diskutiert.

Interessant ist dabei, welche Lebensentwürfe gezeichnet werden, wie diese begründet und mit nationalistischen Meinungen verknüpft werden, wie und wodurch sich Diskussionen im Laufe der Zeit veränderten.

Rechtes Frauenbild während der NS-Zeit

Während der Zeit des Nationalsozialismus ging die Anzahl der Frauenzeitschriften von 235 (1933) auf 43 (1944) zurück. Die meisten Zeitschriften können als nationalsozialistisch eingeordnet werden, da sie alle entsprechende Ideologien verbreiteten, um überhaupt vor der NSDAP-Zensur bestehen zu können. Die Mehrheit war auf die Themen Haushalt, Familie, Mode, Handarbeiten und nationalsozialistische Propaganda spezialisiert. Eine von ihnen war die "NS-Frauenwarte". Sie erschien von 1932 bis 1945 mit einer Auflage von schätzungsweise mehr als 1,5 Millionen Exemplaren. Dadurch, daß sie der NSDAP unterstand und von der Frauenschaftsleiterin Elsbeth Zander, später Lydia Gottschewski, herausgegeben wurde, hatte sie großen Einfluß. Die NS-Frauenwarte hatte als Zielsetzung, ihre Leserinnen auf die von der Partei vorgeschriebene Frauenrolle einzuschwören und versuchte, Frauen aus allen Bevölkerungsschichten anzusprechen. Sie glorifizierte die Mutterschaft vor dem Hintergrund der »Rassenlehre«. Persönliche Bedürfnisse hätten hinter dem Wohl des »Volksganzen« zurückzustehen. Als Aufgabe der Frau wurde zusammengefaßt: »Frau sein heißt, da sein für andere«.

Eine andere Richtung schlug die ab 1933 von Pia Sophie Rogge-Börner - in der einschlägigen Literatur häufig als »National-Feministin« bezeichnet - herausgegebene Zeitschrift "Die deutsche Kämpferin" ein. Sie hatte vor allein drei Themenschwerpunkte: Offen fremdenfeindlichen Nationalismus, Rassismus, hauptsächlich in Form von Antisemitismus und elitärem »Feminismus«. Aus der Zugehörigkeit von Mann und Frau zur gleichen »Rasse« leitete Rogge-Börner eine gleichberechtigte Position der Frau ab. Sie widersprach damit der nationalsozialistischen Polarisierung männlich/weiblich und verweigerte sich dem Mutterkult. Sie forderte, »daß an den höchsten, den führenden Stellen in allen Ministerien und Behörden Männer und Frauen in gleicher Verantwortung stehen müssen« - allerdings innerhalb ihres rassistischen und antisemitischen Weltbildes. Dementsprechend galten ihre Forderungen nur für »nordische« Frauen. Rogge-Börner machte »orientalische und jüdische Einflüsse« verantwortlich für den Einzug und die Durchsetzung des Patriarchats. Obwohl die Zeitschrift "Die deutsche Kämpferin" in vielen Punkten mit der nationalsozialistischen Ideologie übereinstimmte, wurde sie 1937 aufgrund ihres Frauenbildes verboten.

Rechte Frauenzeitschriften nach 1945

1954 veröffentlichte die Zeitschrift "Nation Europa", deren erste Ausgabe Anfang der 1950er Jahre erschien1 , einmalig eine Frauenbeilage mit dem Titel »Die Frau in unserer Zeit«. Die Frau wird darin als starkes Wesen dargestellt, das sich während des Krieges »bewährte«. Die Autorinnen kritisieren, daß nach der Rückkehr vieler Männer, also dem Ende der »Notzeit«, die Frauen oft nicht mehr bereit waren, von ihnen inzwischen eingenommene Stellungen zu verlassen, sondern viele berufstätig blieben und sich so ihrer »natürlichen Bestimmung« entfremdeten.

"Bauge"

In den 1970er Jahren gab es nach bisherigen Erkenntnissen nur eine einzige rechte Frauenzeitschrift mit dem Titel "Die Bauge" und dem Untertitel »Mädelbrief der Wiking-Jugend«.2 Sie war ein Mitteilungsmedium für die weiblichen Mitglieder der "Wiking Jugend" (WJ). Vermutlich traten nach dem Verbot des "Bund Deutscher Mädel" (BDM) 1945 einige ehemalige Mitglieder in den "Mädelbund der WJ" ein. In den vorliegenden Ausgaben der Bauge von 1975 stehen vor allem Informationen über »germanisch-heidnisches Brauchtum« und Vertriebenenpropaganda im Vordergrund. Außerdem gibt es Berichte von sogenannten Sommer- und Ausbildungslagern der WJ und dem Mädelbund, Hinweise für nationalistische und geschichtsrevisionistische Veranstaltungen, Lieder und Bastelanleitungen. Artikel, in denen es explizit um die Rolle von Frauen geht, sind in den vorliegenden Ausgaben nicht enthalten. Aussagen über Mädchen- und Frauenbilder verstecken sich eher in Artikeln wie zum Beispiel »Deutschen Kindern deutsche Namen«, in dem Abdruck von Backrezepten oder kommen subtil in Erlebnisberichten vor: »Am Mittwochabend lernten wir schießen und legten die Feuerstellenprüfung ab. [...] Im Lagerbus fuhren 16 Mädel [...] zum Jungenlager, wo wir aßen und das Küchenzelt schrubben durften

"Kampfgefährtin"

In Anlehnung an die Entwicklung der militanten Neonaziszene in der BRD erschienen dann in den 1980er Jahren zwei rechte Frauenzeitschriften: "Die DFF informiert", aus der später die "Kampfgefährtin" wurde, und der "Mädelbrief".

Die von Ursula Worch herausgegebene Zeitschrift "Die DFF informiert" war das erste Mitteilungsmedium der "Deutsche Frauenfont" (DFF), einer Untergruppe der "Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front" (GdNF), die u.a. von Ursula "Ursel" Müller (Mainz) angeführt wurde. Sie erschien erstmalig 1984 als Frauenseite der GdNF-Zeitschrift "Die neue Front". Es kam ziemlich schnell zu Auseinandersetzungen zwischen der DFF und der GdNF um die Eigenständigkeit der Arbeit der DFF-Frauen, um die Beteiligung von Frauen an militanten Aktionen und um die Haltung zur Homosexualität des GdnF-Anführers Michael Kühnens. Aufgrund der Streitigkeiten entwickelte sich die "Die DFF informiert" 1985 zur eigenständigen Frauenzeitschrift.

Nachdem die DFF sich Anfang 1986 als selbständige Frauenorganisation bildete, änderte sie den Namen ihres Mitteilungsblatts in "Kampfgefährtin", für die u.a. U.Müller in Erscheinung trat. Weitere Autorinnen waren bekannte Neonazi-Frauen aus dem GdNF-Spektrum wie Ursula "Uschi" Worch, Judith Pietsch ("DFF Gauvorsitzende Hessen"), Sabine Wasilewski (verh. Sabine Heidel), Marie Luise Süss-Lindert (verh. M.L. Malcoci) und Carmen Hartmann.

Die Frauen der DFF sahen sich selbst als gleichberechtigte »Kampfgefährtinnen« der nationalsozialistischen Ideologie und wehrten sich durch ihre Organisierung als eigenständige Frauengruppe zum Teil auch gegen Sexismus innerhalb der Neonaziszene: »Wir sind selbständige Frauen und Mädchen, und wir wollen unseren Weg selbst bestimmen. Wir unterordnen uns allein der völkischen Sache und den sich daraus ergebenen Notwendigkeiten.« Die Kampfgefährtin beschäftigte sich in Grundsatzartikeln mit ideologischen Fragen, Aktivitäten von DFF-Mitgliedern in ihren sogenannten »Gauen«, historischen Rückblicken auf weibliche Vorbilder der NS-Zeit und Themen wie Abtreibung, Vergewaltigung und der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Fazit der Neonazifrauen: Der Leserin, ob »dienende Mutter« oder »kämpferische Heldin«, stünde alles offen, solange es »im Dienste der deutschen Sache« sei.

Es gibt kein einheitlich propagiertes Frauenbild, vielmehr bietet die Vielfalt der Weiblichkeitsbilder Möglichkeiten für viele Frauen, sich damit zu identifizieren. Andererseits produzierte diese Vielfalt auch Widersprüchlichkeiten innerhalb der DFF. Die Streitigkeiten spitzten sich in der Debatte um die Homosexualität Kühnens zu. Ein positiver Bezug von U. Worch zu Kühnen stieß auf öffentliche Widerrede von den Neonazi-Funktionärinnen U. Müller und Marie-Luise "Malu" Malcoci (Grevenbroich). Wahrscheinlich liegt darin ein Grund für das Ende der "Kampfgefährtin" 1988/89.

"Mädelbrief"

In Folge der »Schwulendebatte« spaltete sich 1987 die "FAP-Frauenschaft" von der DFF ab und verfaßte von nun an ihre eigene Zeitschrift "Mädelbrief", die von Sabine Wasilewski (verh. Sabine Heidel) herausgegeben wurde. Der "Mädelbrief" hielt am Frauenbild nationalsozialistischer Prägung fest und positionierte sich eindeutig schwulenfeindlich. Dazu kamen völkisch-rassistische NS-Positionen, innerhalb derer Mutterschaft als zentrale Bestimmung der Frau propagiert wurde: »Wir fordern die Rückbesinnung auf germanische Kultur, damit gerade Frauen ihren mütterlichen Stolz, ihre körperlich-geistige Sittlichkeit und ihren einstmals hohen Rang im Volke wiederfinden.« Dazu kamen die üblichen Heirats- und Geburtsanzeigen, Aktionsberichte, geschichtliche Rückblicke, NS-Gedichte, antisemitische und rassistische Grundsatzartikel etc.

Der "Mädelbrief" erschien bis kurz vor der offiziellen Auflösung der "FAP-Frauenschaft" im Frühjahr 1990. Im folgenden Jahr gab Dajana Pahlke (verh. Dajana Riefling) den "Mädelbrief" als überparteiliche Zeitschrift heraus und gestaltete ihn zu einem rechten Skingirl-Zine in jugendlicher Aufmachung um. Die Leserinnen fanden von nun an vor allem Konzertberichte von rechten Bands, Bandinterviews, Aktionsberichte, Fotos von Renees und Skins und Kontaktanzeigen. In Artikeln über »Germanentum« wurden nationalsozialistische Ideologie und Antisemitismus transportiert. Ein explizit propagiertes Frauenbild tauchte nur in wenigen Artikeln auf. Darin wird mit Bezug auf die »Germaninnen« biologistisch argumentiert, daß Frauen sich aufgrund der Natur grundsätzlich von Männern unterscheiden würden und deshalb gleichwertig, aber nicht gleichartig seien. Andererseits zeichnete der Mädelbrief in Skingirl-Comics und Bildern ein anderes Weiblichkeitsbild, in dem Frauen als Kämpferinnen glorifiziert werden. Die letzte vorliegende Ausgabe des "Mädelbrief" ist von 1991.

Rechte Fanzines von Frauen

Seit den 1990er Jahren erschienen neben dem "Mädelbrief" mehrere rechte (Frauen)Fanzines. So z.B. das "Volkstreue" von Nicole Nowicki (Recklinghausen), der "Schlachtruf" von Martina Janssen (Freiburg) und die "Freyja" von Nadine Kortegast (Henningsdorf) und Nadine Freytag (Oranienburg). Die Zeitschrift "Midgard" erschien erstmalig 1991 und wurde zunächst von Ines Krause (Berlin) als Mitteilungsorgan der eigenständigen Neonazifrauengruppe "Skingirl Freundeskreis Deutschland" (SFD) herausgegeben. Anfangs hatte der SFD etwa 11 Mitglieder, mittlerweile kann von etwa 50 Aktivistinnen ausgegangen werden. Anfang 1993 wurde die "Midgard" von Stevie Berisha (Berlin) übernommen und einige Monate später in "Walküre" umbenannt. Unter diesem Titel erscheint sie auch momentan und wird bundesweit nur an Mitglieder verschickt.

Um aufgenommen zu werden, müssen die Bewerberinnen Kontakt zu sogenannten »Bezugspersonen« (BP) aufnehmen und sich in der "Midgard"/"Walküre" ausführlich schriftlich und mit Foto vorstellen. Die "Midgard/Walküre" enthält sowohl typische Skingirl-Zine Informationen, als auch Artikel über »Germanentum«, »deutsches Brauchtum«, nationalsozialistische Vorbilder, Berichte von befreundeten Neonaziorganisationen wie der HNG, NS-Gedichte, Heirats- und Geburtsanzeigen, Buchtips etc. Es ist auffällig, daß nach der Umbenennung des SFD-Organs in Walküre und insbesondere in den neueren Ausgaben Frauen verstärkt für politische Aktivitäten, wie beispielsweise NPD-Aufmärsche gegen die "Wehrmachtsausstellung" oder über Veranstaltungen wie im Neonazi-Zentrum Hetendorf, informiert werden.

Kaum verwunderlich zahlreiche umtriebige Polit-Aktivistinnen aus der Neonazi-Szene fielen mittlerweile in den Reihen der SFD auf: Christine "Chrissi" B. (Nürnberg), Michaela Z. (Ulm/Berlin), Bianca B. (Berlin), Britta M. (Königs Wusterhausen), Kathleen "Kröte" D. aus Wismar (verh. Kathleen G. aus Lüneburg) und Ute Sch. (Sachsen). Scheinbar rückt die neonazistische Ideologie in der SFD die subkulturellen Bonehead Anbindung zunehmend in den Hintergrund. Bereits 1995 gab es eine entsprechende Umbenennung der Organisation von „Skingirlfront Deutschland" (SFD) in „Skingirl Freundeskreis Deutschland" (SFD). Im Potsdamer Neonazi-Skinhead-Fanzine wurde 1993 kritisiert "...Skingirls wurden (...) immer seltener in der SFD..." Die SFD würde "mehr und mehr die Form eines Neo-BDM" annehmen. Die Berliner SFD-Frauen Stella P. und Claudia J. sollen z.B. mittlerweile in den Strukturen der Berliner NPD tätig geworden sein.

Außerdem wird versucht, aktuelle gesellschaftliche Themen vermeintlich wertneutral von rechts zu besetzen. Viele Artikel berühren inhaltlich das Thema Weiblichkeitsbilder oder handeln explizit von Frauen. Ein einheitliches Frauenbild wird nicht propagiert. Eine Autorin der Walküre formuliert ihre Zielvorstellung von »Frauenarbeit«, indem sie die NS-Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink zitiert: »Die Frau ist in dem großen politischen Geschehen der Zeit in erster Linie die Kameradin des Mannes. Genauso wie er ist sie verantwortlich für Sein oder Nichtsein ihres Volkes.«

Widersprüchlich dazu schildert sie ihre persönlichen Erfahrungen mit Männern in der rechten Szene, von denen sie sich nicht ernstgenommen fühlt: »...wo wir wiedermal feststellen mußten, daß die meisten [...] Männer überhaupt nicht wissen, worum es uns politischen Frauen überhaupt geht. Sie wollen uns in eine Schiene drängen, mit der wir überhaupt nichts anfangen können...« Andere Artikel kritisieren »Emanzen« oder handeln von der »Rolle der Frau bei den Germanen«. In ihrer Selbstdarstellung schreibt der SFD: »Ohne Emanzentick, mit genügend Selbstvertrauen sind wir Frauen und die 'bessere Hälfte' unserer Männer. Wir kämpfen für dieses urgermanische Prinzip des gleichwertigen Zusammenlebens von Mann und Frau.« Dieses Zitat verdeutlicht die Zwiespältigkeit, in der sich die Macherinnen der "Walküre" bewegen, indem sie sich einerseits als eigenständige Frauengruppe organisieren und andererseits die patriarchale Zuschreibung der »Andersartigkeit« von Frauen akzeptieren und unterstützen.

"Victory"

Etwas anders aufgemacht ist das erstmals Anfang 1996 erschienene Neonazi-Skingirl-Zine "Victory" (Pulsnitz/Sachsen). Es wurde anfangs von den beiden Neonazi-Renees Annett Wendefeuer - zeitweilig liiert mit dem Berliner "Blood & Honour"-Sektionsleiter Stephan Lange (»Pinoccio«) - und Mandy Neff aus dem sächsischen "Hammerskin"-Umfeld herausgegeben. Dann flog M. Neff aufgrund von (angeblicher) Unterschlagung von Geldbeträgen aus der Redaktion und A. Wendefeuer vertrieb das rechte Frauen-Fanszine alleine weiter aus Berlin. Es unterscheidet sich sowohl inhaltlich als auch von der Aufmachung her wenig von anderen rechten Skin-Fanzines. Auf Frauen wird in den Artikeln nicht direkt eingegangen. Sie tauchen aber in einigen rassistischen und sexistischen Comics auf, und weibliche Mitglieder von rechten Skin-Bands werden in Interviews nach ihrer Rolle als Frau befragt. Mit seiner letzten Ausgabe vom Spätsommer diesen Jahres, die nur noch dem Zine "Blood & Honour - Division Deutschland" beigelegt war, meldete das "Victory" die Einstellung des Erscheinens aus persönlichen Gründen: Die Herausgeberin erwarte ein zweites Kind.

Seit Anfang 1998 gibt es rechte Frauenbilder auch im Internet: So ist das "Storchennest - die erste volkstreue Frauen und Familienseite" erstmals im Internet aufgetaucht, Kontaktperson ist eine Birka Vibeke. Es enthält ausführliche Texte, die unter anderem die neurechten Themen »Wohlstandsverwahrlosung«, » Überfremdung«, »Wir und die deutsche Zukunft«, »volksbewußte Geburtenpolitik«, »Gefahr durch Multikultur« zum Inhalt haben.

Zusammenfassung und Einschätzung

Die Analyse rechter Frauenzeitschriften zeigt, daß die Annahme falsch ist, extrem rechte Frauen strebten alle ein traditionelles Hausfrauen- und Mutterdasein an. Nur die wenigsten sehen darin ein für sie relevantes Lebensmodell. Ihr gemeinsamer Nenner ist ein völkisch-rassistischer Nationalismus. Ansonsten bewegen sie sich in Widersprüchen. Es wird eine Bandbreite von Frauenbildern entworfen, die von der traditionellen Muttervorstellung bis zur gleichberechtigten Straßenaktivistin reicht. Rechte Frauen können Mütter sein, beruftstätig, sich an gewalttätigen Aktionen beteiligen, sich gegen sexistische Anmache wehren, theoretische Diskussionen führen.

Dabei greifen sie häufig auf ein »germanisches« Ideal zurück, in dem Frauen glorifiziert werden, und gleichwertig aber nicht gleichartig an der Seite von Männern stehen. Einerseits argumentieren sie in ihrer biologistischen Herangehensweise zum Teil ähnlich wie Vertreterinnen einer Strömung der Frauenbewegung, die »Weiblichkeit« per se als eine natürlich gegebene positive Eigenschaft bewertet. Andererseits grenzen sie sich offensiv von der Frauenbewegung, den sogenannten »Emanzen« ab.

  • 1Manche geben das Jahr 1953 an. Die Ausgabe der NE Heft 1 vom Januar 1954 ist als 4. Jahrgang ausgewiesen
  • 2Von 1974 bis 1978 Schriftleitung Edda Schmidt, von 1979 bis etwa 1987 Sieglinde Böhme, 1992/1993 Ute Fischer, ab 1994 Susann Gestrich