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Eichmann in Jerusalem: ein Bericht von der Banalität des Bösen

Hannah Arendt

Der in den Jahren 1961/62 in Jerusalem stattfindende Prozess gegen Adolf Eichmann war nach den Nürnberger Kriegsverbrecher Tribunalen Ende der 40er Jahre. der öffentlich meist beachtete gegen einen NS-Kriegsverbrecher. Dieser Prozess war Strafgericht und geschichtspolitisches Lehrstück in einem. Der junge Staat Israel bewies der Welt und seinen Staatsbürger/innen die Fähigkeit. NS Verbrecher zu fassen. vor Gericht zu stellen und in einem rechtsstaatlichen Verfahren abzuurteilen.
Eichmann war im RSHA für die organisatorische Umsetzung der »Endlösung« zuständig. wirkte an der Radikalisierung ihres Fortgangs mit und war an führender Stellung der ungarischen Juden im Jahre 1944 verantwortlich. An den Verhandlungen nahm auch die deutsch-jüdische Philosophin Hannah Arendt teil. die die Shoah im amerikanischen Exil überlebt hatte. Ihr Buch löste eine hitzige Kontroverse über die Frage der Darstellung von NS-Verbrechen und ihren Tätern aus. Denn Arendt stellt Adolf Eichmann nicht als das erwartete Monster dar. welches aus niederen Beweggründen ein unglaubliches Verbrechen in Gang setzt. Vielmehr zeichnet sie Eichmann als einen deutschen Beamten. der mit einer motivrationalen Mischung aus Gehorsamspflicht. ideologischer Überzeugung und Eigeninitiative die Vernichtung der Juden Europas wie einen Verwaltungsvorgang abarbeitet. Im Laufe des Prozesses bemüht sich Eichmann denn auch eilfertig. die Staatsanwaltschaft zu überzeugen. sein Handeln sei von verwaltungsorganisatorischen Sachzwängen bestimmt gewesen. Arendt deutet die Figur Eichmann als »Banalität des Bösen«. was ihr u.a. von Gershorn Sholem den Vorwurf einbrachte. sie werde der Monstrosität der Shoah nicht gerecht.

Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem: ein Bericht von der Banalität des Bösen. Piper. München 1986, 11,90 EUR