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Die Macht der Wörter — Das Wörterbuch des besorgten Bürgers

Robert Feustel Nancy Grochol Tobias Prüwer Franziska Reif

Das „Wörterbuch des besorgten Bürgers“ erklärt rund 150 Begriffe, die AnhängerInnen von PEGIDA und  WählerInnen der AfD ebenso gerne benutzen, wie Rechts-Konservative und die sogenannte gesellschaftliche Mitte. „Wir haben uns bei Reden von harten Nazis, PEGIDA und AfD bedient, aber auch bei Horst Seehofer oder Wolfgang Schäuble“, so der Politikwissenschaftler Robert Feustel.

Es entstand aus dem sprachkritischen Projekt sparchlos-blog.de heraus und zeigt auf, dass der „Besorgtensprech“ sich anhand von zwei Mustern entwickelt. Zum einen werden NS-Begrifflichkeiten wie „Volks­verräter“ oder „Lügenpresse“ aufgegriffen und wieder populär gemacht. Zum anderen entstehen durch Bedeutungsverschiebungen und Wortneuschöpfungen Bezeichnungen wie „Gender-Wahn“ und „Merkel-Jugend“ (Antifa). Durch die Kombination mit Wörtern, die ihre ursprüngliche Bedeutung nicht verlieren, werden Begriffe wie „Flüchtlingskrise“,„Flüchtlingslawine“ oder „Flüchtlingswelle“ durch ein intendiertes Bedrohungsszenario aufgeladen.
Doch die verwendeten Begriffe stehen nicht für sich allein. Viele von ihnen sind durch verschwörungideologische Konstruktionen miteinander verbunden. So zeichnen die „Besorgten“ den „Schuldkult“ dafür verantwortlich, dass „linksversifft[e]“ „Gutmenschen“ ihre Identität ablehnen und versuchen durch die „Masseneinwanderung“ die „Umvolkung“ zu erreichen.
Neben rassistischen Konstruktionen, finden auch antifeministische, homo-, trans, und interfeindliche Denkmuster und ihre sprachlichen Zuspitzungen Eingang in „besorgten“ Reden. Demnach seien die „Frühsexualisierung“, der „Gender-Wahn“ und die „Verschwulung“ dafür verantwortlich, dass die „Familie“ und somit das deutsche „Volk“ aussterbe.
Das Wörterbuch nimmt die Sprache, derjenigen in den Blick, die sich selbst als besorgt suggerieren, dabei jedoch eindeutig, rassistische, sexistische, homo-, trans- und interfeindliche Standpunkte vertreten. Mit viel humoristischem Charme decken die Beiträge die eigentliche Bedeutung der Begriffe und ihre zugrunde liegenden Ideologien auf. Das Wörterbuch ist eine unterhalt­same wie politisch notwendige Lektüre.

Die Macht der Wörter — Das Wörterbuch des besorgten Bürgers

Robert Feustel, Nancy Grochol, Tobias Prüwer, Franziska Reif (Hrsg.): Wörterbuch des besorgen Bürgers. Mainz: Ventil, 2016, 152 Seiten, 14 €