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Das "Nationales Infotelefon" aus Wiesbaden

Einleitung

Seit einiger Zeit existiert das erste öffentliche "Nationale Infotelefon" (NIT) auf der Seite der Neonazi-Szene unter einer Adresse in Wiesbaden.

Sascha C.-R. (links am Transparent) und Michael Petri (rechts) bei einem Aufmarsch 1992 in Meschede.

Hinter der Adress-Angaben soll der Neonazi Stephane C. stehen – ein ehemaliger Aktivist der „Deutschen Alternative“ (DA) und Autor der GdNF- Postille „Neue Front - Widerstand“. Er gilt auch als Herausgeber eines Webeflugblattes des NIT, laut dem gilt: "Das Info-Telefon ist unabhängig und überparteilich." Mittlerweile soll das NIT-Projekt laut Berichten aus der Szene an die Mainzer Neonazi-Funktionäre Michael Petri (Vorsitzender "Deutsche Nationalisten"), Sascha Gennaro C.-R. und Ilias Casteas (stellv. Vorsitzender "Deutsche Nationalisten") aus den Kreisen der "Deutschen Nationalisten" (DN) abgegen worden seien. Ein Vertreter des »Nationalen Infotelefons« (NIT) stellt in dem FAP-nahen Skinzine „Ketzerblatt FRONTAL“ (Nr. 6) klar: „ ... müssen wir zugeben, daß die gestartet »Nationales Infotelefon« Idee von den Linken geklaut ist“.

Das "Nationale Infotelefon" hatte bisher keine ruhige Existenz. Am 23. Dezember 1992 wurde der Anrufbeantworter und das Tonband von der Polizei beschlagnahmt, Grund dafür war ein Spendenaufruf für den „Klartext -Versand“ der verbotenen „Nationalistischen Front“ (NF). Am 17. März 1993 war es dann wieder so weit. Diesmal wurde aber noch nicht einmal der Anrufbeantworter sondern nur das Band beschlagnahmt. Dies geschah im Rahmen einer großen Durchsuchungsaktion gegen Mitglieder und Sympathisanten der verbotenen "Deutschen Alternative" (DA).

Das "Nationale Infotelefon" soll in erster Linie zum Ansagen wichtiger Termine benutzt werden. Die Effektivität hält sich aber im Rahmen. So wurde bereits Ende März 1993 die Einstellung des Projektes unter dieser Nummer verkündet. Auch wurde vor einer Benutzung der Postlagerkarte des "Nationale Infotelefon" gewarnt, da die Polizei alles abfangen würde. Eine neue Rufnummer wurde für die nächste Woche angekündigt. Dann war das Telefon eine ganze Zeit erstmal tot und Mitte April 1993 dann wieder der Spruch, daß eine neue Nummer in Kürze bekannt gegeben wird1 . Im Mai 1993 soll der Wechseln nach Mainz erfolgt sein.

An dieser Stelle soll ein Hinweis zu Anrufen bei Neonazis geben werden: Nutzt hierfür bitte Telefonzellen. Im Neonaziblatt „INDEX“ (Nr. 23, Februar 1993), der Zeitung der Hamburger „Nationalen Liste“ (NL) wurde durch den Neonazi-Kader Christian Worch zur Einrichtung von Fangschaltungen aufgerufen. Dadurch erfährt man von der Post, welche Rufnummern einen angerufen haben. Über die Nummer den Namen und Adresse zu bekommen, ist dann nur noch ein kleiner Schritt. Es wurden auch gleich zwei Namen und Adressen von Leuten veröffentlicht, die angeblich bei dem Berliner Neonazi-Funktionär Arnulf Priem angerufen haben sollen.

  • 1Nachtrag: Die tageszeitung (taz) vom 24. Juni 1993 berichtet unter der Überschrift „Die „schreckliche Heimsuchung“ der Einzeltäter“: "Die Einzeltäter haben also einen politischen Hintergrund. Auch die von Mölln. (...) Militante Rechtsextremisten kümmern sich zur Zeit um die beiden vor Gericht stehenden mutmaßlichen Brandstifter. „Wir haben eine Solidaritätsgruppe eingerichtet, die versucht, die beiden zu unterstützen. Heil Deutschland“, heißt es auf der Ansage des „Nationalen Info-Telefons“ (NIT) in Wiesbaden Ende Mai. Das vom Mitglied der inzwischen verbotenen „Deutschen Alternative“, Stefan C(..), eingerichtete Info-Telefon versteht sich als Kommunikationszentrale des „nationalen Lagers“."