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Dänemark - Neonazis ohne Glück

Einleitung

Anfang September wurde die dänische Neonazi-Szene ordentlich durchgeschüttelt. Der Grund dafür war eine ganze Flut von Presseberichten und Insider-Aussagen, die die kriminellen Machenschaften einiger Neonazi-Führer ans Licht brachten.

Foto: Faksimile DEMOS

Am 8. September strahlte der Fernsehsender »TV2« eine Sendung über extrem rechte Organisationen in Dänemark aus. In dem Bericht wurde u.a. ausgesagt, daß Jonni Jesper Hansen, Führer der „Danmarks Nationalsocialistiske Bevægelse“ (DNSB) also der „Dänischen Nationalsozialistischen Bewegung“, hinter dem Einbruch in ein Büro einer sozialistischen Partei und dem Handel mit den dabei entwendeten Mitgliederkarteien stand. Auch mit einem Einbruch in das Büro der antirassistischen Oranisation »Fair Play« wird Hansen in Verbindung gebracht.

Noch am selben Abend der TV-Ausstrahlung mobilisierten AntifaschistInnen in Kopenhagen eine spontane Kundgebung vor dem Haus, in dem Jonni Hansen wohnt. Die Stürmung der Wohnung, die auch als Hauptquartier der DNSB dient, wurde durch die eintreffende Polizei verhindert. Pech hatte ein herbeigeeilter Neonazi, der Hansen beschützen wollte: Nichtsahnend zeigte Michael Christiansen, der einige Jahre Mitglied der DNSB gewesen war, ausgerechnet Zivilpolizisten, die er für Gesinnungsgenossen hielt, seine mitgebrachte Pistole. Der 33jährige Neonazi wurde festgenommen und bei einer anschließenden Durchsuchung fand die Polizei ein ansehnliches Waffen- und Munitionslager in seiner Wohnung (darunter eine deutsche Maschinenpistole und Munition aus dänischen Armeebeständen). Christiansen bekam dafür 30 Tage Haft.

Nur wenige Tage später wurde Albert Larsen, der Parteiführer der „Partiet De Nationale“ (PDN) und Ex-Mitglied der DNSB, in einem TV-Beitrag mit dem tödlichen Bombenattentat auf einen Antifaschisten im März 1992 in Verbindung gebracht (das Antifaschistische Infoblatt berichtete). Bereits in der ersten Sendung hatte Larsen vor laufender Kamera gestanden, die Männer, die 1990 den Überfall auf die linke Politikerin, die aus Pakistan stammende Lubna Elahi, verübt hatten, zu kennen. Die sechs Neonazis würden einer Gruppe mit dem Namen »Dänische Bruderschaft« angehören. Bisher sind weder dieser Überfall, bei dem die Sozialistin verletzt wurde, noch der Mord im vorigen Jahr, von der Polizei aufgeklärt worden. Nun scheint es so, daß Larsen beide Male möglicherweise ein potentieller Mitwisser gewesen sein könnte. Die PDN-Gruppe um Albert Larsen pflegte Kontakte zur "Nationalistischen Front" (NF) um Andreas Pohl und Meinolf Schönborn in Deutschland. Im Mai 1993 lud Pohl z.B. zu einem "Revisionisten-Kongress" nach Dänemark ein.

Besagtes Videoband, auf dem Larsen seine Sympathie für Gewalt gegen AntifaschistInnen bekundet und sich der Bekanntschaft der »Bruderschaft« rühmt, entstammt dem Szene-Archiv von Frede Farmand R., der mittlerweile seine umfangreichen Insider-Kenntnisse geschickt vermarktet und an die Presse verkauft. R., der beteuert, dass er dem Nationalsozialismus abgeschworen habe, hatte als »Archivar« der Neonazi-Szene Umgang mit führenden dänischen Neonazis, an deren Treffen er mit seiner Videokamera teilnahm.

Aber das war nicht der einzige Insider-Bericht, der den dänischen Neonazis momentan zu schaffen macht. Nidal Kh., die ehemalige Freundin von dem DNSB-Funktionär Povl Heinrich Riis-Knudsen, ging mit einigen interessanten Informationen über die internationalen Aktivitäten und Verbindungen von Knudsens an die Öffentlichkeit. So berichtete sie u.a., wie Neonazi-Propaganda von Knudsens über die Grenze nach Deutschland geschmuggelt und in einem Postamt in Flensburg an deutsche Neonazis verschickt wurde. Die z.T. in England gedruckte Neonazi-Literatur wurde in dem Haus eines weiteren DNSB-Mitglieds, Gunner-Vilhelm G., in Nörresundby gelagert. Die Vorwürfe erscheinen realistisch, immerhin war Knudsen 1987 zum Führer einer "World Union of National Socialist" (WUNS) ernannt worden.

Die DNSB ging 1984 aus der im August 1970 gegründeten DNSU ("Denmarks Nationalsozialist Youth") hervor. Sie gehört zum Netzwerk der NSDAP/AO und ist international vernetzt. Bereits im Juli 1993 hatte die DNSB auf der Insel Lolland ein Treffen, an dem auch Neonazis aus Norwegen ("Zorn 88") und Deutschland teilnahmen, organisiert. Dänischen AntifaschistInnen gelang es zudem, an einige Namen der Anwesenden heranzukommen. Die Namen einiger deutscher TeilnehmerInnen waren Axel R., Jörg B., Thomas K., Falko, Robert, Birgit und Michael. Dies ist nicht das erste Treffen dieser Art, an denen deutsche Neonazis teilnahmen. "Sonnenwendfeiern" in Saxkoeling und im April 1993 eine "Gedenkfeier zu Hitlers Geburtstag" dienten der internationalen Vernetzung. Auch bei Wehrsportübungen der DNSB sind Gäste aus Deutschland keine Neuigkeit. Hierbei soll z.B. auch Falko Sch. von der bayerischen FAP festgestellt worden sein. Im August 1993 trat Henrik Kristensen beim "Rudolf Heß Marsch" in Fulda als Redner auf. Henrik Ivar Asferg Kristensen ist eine Führungsperson der dänischen Neonazi-Netzwerke, die für die DNSB öffentlich auftritt.