Skip to main content

Boats 4 People

Einleitung

Eine transnationale Protest-Tour  zu Wasser und an Land

Foto: flickr.com; noborder network/CC BY 2.0

Seine Mammut-Tour bis in die Grachten der EU-Hauptstadt Brüssel soll im September enden. Alexandre will dagegen protestieren, dass noch immer Menschen vor der Südflanke Europas ertrinken, weil es die EU unmöglich gemacht hat, legal einzureisen. Allein in den ersten Monaten diesen Jahres sollen nach Zählung des italienischen Dokumentations-Blogs »Fortress Europe« weit über 100 Papierlose im zentralen Mittelmeer ertrunken sein. Seit die libysche Übergangsregierung auf Drängen der EU wieder die Küsten dicht gemacht hat, ist die brandgefährliche Überfahrt nur noch im Verborgenen möglich, Flüchtlinge müssen auf zweifelhaftes Material zurückgreifen, um in See zu stechen. Die Libyer sind – ebenso wie das Vorgänger-Regime Gaddaffis – willige Helfer der EU-Grenzschutzagentur FRONTEX. Am 29. Mai berichtete die libysche Tages­zeitung, dass die libyschen Be­hörden in den vier Tagen zuvor 439 Migrant_innen davon abgehalten hätten, auf Schiffen nach Europa loszufah­ren. Außerdem seien 350 Migrant_innen aus dem Tschad, aus Pakistan und Bangladesh in Südlibyen nach illegalem Grenzübertritt festgenommen wor­den. Ende März etwa wandte sich Mustafa Joha, der Kommandant der Marinebasis von Tripolis, über den Sender Al-Jazeera an die EU. Seine Männer täten alles, um »Illegale« zu verhaften, doch die Küste sei zu lang, die Ressourcen seien zu knapp. »Kommen Sie zu uns«, appellierte er an Europa. Die EU sei herzlich eingeladen, sich in den libyschen Hoheitsgewässern an der Jagd auf Papierlose zu beteiligen. Wer aufgegriffen wird, wird z.B. nach Nordafrika abgeschoben, wo noch immer Tausende Flüchtlinge des Libyen-Kriegs in Wüstenlagern festsitzen.

Klar ist: Viele Menschen werden wei­ter versuchen, dorthin zu gelangen, wo sie sich ein besseres Leben erhoffen, wo ihre Verwandten leben, wo sie sich ihre Zukunft erträumen. Und ebenso klar ist: Je weiter die EU und ihre Partner die Grenzen aufrüsten, desto mehr Menschen werden diesen Versuch mit dem Leben bezahlen.  Hiergegen richtet sich ein Projekt, ähnlich jenem des kanadischen Lang­strecken-Paddlers Alexandre. »Boats 4 People«, ein internationales Bündnis von Organisationen aus dem Mittelmeerraum, Afrika und Europa, will ab Juli den Widerstand gegen das EU-Grenzregime in die zentrale Mittelmeer-Region tragen. Mit einem Schiff und auf Fähren, zu Wasser und an Land, auf Sizilien und in Tunesien wollen die Aktivist_innen in einer transnationalen Protest-Tour ziehen. Ursprünglich sollte B4P, dass 2011 im italienischen Cecina gegründet wurde, schon im vergangenen Jahr in See stechen. Das Konzept ähnelt jenem von »Bürger beobachten die Polizei« – im Visier soll jedoch die Praxis von FRONTEX stehen.

Flankierend sind – in der Tradition der NoBorder-Camps – kleinere und grö­ßere Aktionen, in Häfen, Innenstädten und vor Flüchtlingsknästen auf beiden Seiten des Mittelmeers geplant. B4P fordert Bewegungsfreiheit für alle und ein Ende der gewaltsamen Kontrollen an den Seegrenzen der EU. Die Regierungen Afrikas fordert B4P auf, mit der Vergangenheit zu brechen und keine Rückübernahmeabkommen mit europäischen Ländern zu unterzeichnen, die zur Verletzung der Menschenrechte von Migrant_innen füh­ren. Auch gegen die Kriminalisierung jener, die Migrant_innen aus Seenot retten, richten sich die Proteste.

Die Aktionen begannen am Anfang Juli mit einem antirassistischen Treffen im italienischen Cecina und ziehen dann von Palermo, Tunis und Monastir bis auf die italienische Insel Lampedusa.

Informationen unter: www.boats4people.org