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Befreiungsaktion an der Freien Universität Berlin

Bild: de.indymedia.org/CC BY-SA 2.0 DE

Bernd Rabehl (Podium, 2. von rechts), zusammen mit dem NPD-Vorsitzenden Udo Voigt (links) und dem JN-Funktionär Stefan Rochow (2. von links) am 5. August 2006 bei einer Veranstaltung im Rahmen des Pressefestes der NPD-Zeitung Deutschen Stimme in Dresden-Pappritz.

Zur Erinnerung: 1998 trat der Alt-68er Bernd Rabehl zusammen mit dem extrem rechten Horst Mahler vor der einschlägigen Burschenschaft Danubia auf und hielt eine Rede, in der er u.a. »Überfremdung«, »Zersetzung«, »amerikanische Umerziehung« und eine »Zerstörung von Volk und Kultur« beklagte. Dass Bernd Rabehl trotz seiner völkischen Rede (siehe AIB Nr. 48) weiter an der Universität lehren kann, erhitzt in Berlin schon länger die Gemüter. Mit Seminar-Blockaden, Informationsveranstaltungen und einem Puddingattentat - mit symbolisch braunem Schokoladenpudding – versuchten StudentInnen, den Skandal immer wieder zu thematisieren. Zuletzt fand auch die SPD-nahe Hans-Böckler-Stiftung Rabehls Thesen nicht mehr tragbar und trennte sich von ihrem Vertrauensdozenten.

Doch das Otto-Suhr-Institut stellt sich bis heute nicht gegen Rabehl und lässt so zu, dass aus finanziellen Mitteln der Hochschule Rassismus – unter pseudowissenschaftlichem – Deckmantel in die Mitte der Mehrheitsgesellschaft transportiert werden kann. Unbekannt gebliebene StudentInnen entwendeten aus diesem Grunde Anfang Dezember 1999 die Bronzebüsten der Politologie-Professoren Richard Löwenthal und Ossip K. Flechtheim aus dem Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaften der FU in Berlin-Dahlem.

In einem Schreiben, das an verschiedene Tageszeitungen ging, erklärten die »Autonomen SpediteurInnen«, man wolle so der Forderung nach einer Entlassung des Lehrbeauftragten Bernd Rabehl Nachdruck verleihen. Kurioserweise bemerkte die Freie Universität das Verschwinden nicht. Erst als verschiedene Medien bei der Universitätsleitung nachfragten, fiel auf, dass die beiden rund 10 Kilo schweren und aus massiver Bronze gegossenen Figuren tatsächlich verschwunden waren. In einem taz-Interview erklärten die SpediteurInnen: »Wir wollten eigentlich Otto Suhr abholen. Aber der war zu stark festgeschraubt.« Um möglichen Missverständnissen vorzubeugen, erklärten sie weiter: »Es handelt sich nicht um eine Entführung, sondern um eine Befreiungsaktion.

Löwenthal und Flechtheim waren im Otto Suhr Institut dem völkischen Dozenten Bernd Rabehl hilflos ausgeliefert«. Löwenthal und Flechtheim mussten während des Nationalsozialismus emigrieren, daher die Feststellung: »Auf eigenen Wunsch wollen die beiden erst zurückkehren, wenn Bernd Rabehl in den diskursiven Ruhestand geschickt wird«.