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Aufstieg der AfD

Sebastian Friedrich

Wer die aktuellen parteiinternen Streitigkeiten in der AfD verstehen und einordnen will, muss sich mit den Akteuren, ihren Zielen und den politischen Wegmarken vor der Parteigründung im Jahre 2013 auseinandersetzen sowie die Analysen um die Wahlerfolge mit einbeziehen. In kompakter Form bietet „Der Aufstieg der AfD“ hierfür eine gut strukturierte und leicht verständliche Übersicht.

Eine Stärke des Buches ist die erweiterte Perspektive des Autors auf die AfD bereits in ihrer Gründungsphase. Friedrich geht davon aus, dass die AfD nie als Anti-Euro-Ein-Punkt-Partei zu verorten war, sondern sich von Anfang an als ein Projekt darstellt, das Neoliberale und Rechtskonservative zusammenbrachte und gleichzeitig verschiedene rechte Strömungen verbinden wollte. Dies gelang der AfD zum Einen aufgrund der krisenhaften Entwicklungen im konservativen und national-neoliberalen Spektrum. Zur Verdeutlichung arbeitet Friedrich pointiert die Konflikte innerhalb des Konservatismus um die Fragen eines „völkischen Verständnis von Gesellschaft“ und der „Frauen- und Familienpolitik“ heraus. Diese „Krisenerscheinungen“ gingen zum Anderen aber auch am National-Neoliberalen Flügel des Konservatismus nicht spurlos vorbei. Insbesondere dessen Kritik am Euro und der EU-Politik der Bundesregierung machte deutlich, dass eben jene ProtagonistInnen, um die sich Parteigründer Lucke durchaus bemühte, nicht mehr den gewünschten Einfluss, vor allem innerhalb der CDU, ausüben konnten und eine tragfähige Perspektive in der AfD sahen.

Gleichwohl, und das wird in dem Buch gut herausgearbeitet, war der AfD und insbesondere Lucke, von Anfang daran gelegen die Partei strategisch für die extreme Rechte zu öffnen. Gerade dieser Aspekt gerät in der aktuellen Bewertung der Flügelkämpfe häufig in den Hintergrund. Hier lohnt sich jedoch ein Blick zurück. Friedrich stellt schon für die Anfangsphase der Partei eine Rechtsverschiebung durch die Einflussnahme extrem rechter bzw. neu-rechter Akteure fest.

Deutlich wird, dass die jetzt aufgebrochenen Konflikte innerhalb der AfD nicht nur Produkte persönlicher Interessen Einzelner sind, sondern durchaus strukturelle Ursachen haben. Nicht nur für diese Perspektive lohnt sich die Lektüre des Buches.  

Sebastian Friedrich
„Der Aufstieg der AfD | Neokonservative Mobilmachung in Deutschland“
112 Seiten, 13 Fotos, 7,90 Euro
Bertz + Fischer, Berlin, 2015