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»Für Gott, Volk und Vaterländer«

Einleitung

Die Noua Dreapta aus Rumänien präsentiert sich auf europäischen Bühnen

Ein Aufmarsch der »Legionäre« zum Todestag des rumänischen Faschisten Corneliu Z. Codreanu.

»Unsere Feinde operieren auf globaler Ebene. Nur der moderne, europäische, christliche Nationalismus wird die Antwort auf den Imperialismus des 21. Jahrhunderts sein« ergänzte Swen Moritz Geblescu die Debatte um freimaurerisch-jüdische Verschwörungen auf dem Bundesparteitag der NPD am 11. November 2006 in Berlin.

Geblescu gehört der extrem rechten rumänischen Noua Dreapta (Neue Rechte) an und repräsentiert die Organisation auf den Treffen europäischer Nationalisten. Während sich die deutschen Kameraden über ihre »geschwächte, verarmte und von Immigranten überfüllte« Heimat sorgten, proklamierte er in Berlin den bevorstehenden Untergang der rumänischen Nation. »In 50 Jahren werden in Rumänien mehr Zigeuner leben als Rumänen«, befürchtet Geblescu.

Rassismus, Homophobie, christliche Moral und Antiamerikanismus machen die Noua Drepta (ND) zu einem strategischen Partner in der Europäischen Nationalen Front (ENF). Neben der NPD, der italienischen Forza Nuova, La Falange aus Spanien und der griechischen Patriotiki Summahia ist die ND das einzige osteuropäische Mitglied in der ENF, welche sich als nationalistischer Zusammenschluss in einem »Europa der Vaterländer« versteht.

Alte und neue Legionäre

Das Christliche Forum Noua Dreapta gründete sich anlässlich des 100. Geburtstages des rumänischen Faschisten Corneliu Z. Codreanu am 13. September 1999 und ist seit 2000 als Nichtregierungsorganisation registriert. Ihre Kader, damals Anfang 20, rekrutierten junge Aktivisten aus dem ideologischen Umfeld der Legion Erzengel Michael. Die Legion, 1923 von Codreanu gegründet und bekannter unter dem Namen Eiserne Garde, wurde in den 1930er Jahren zu einer besonders von Bauern und Studenten getragenen ultranationalistischen und militant antisemitischen Massenbewegung. Nach der Machtübernahme 1940 riefen die Legionäre gemeinsam mit Militärdiktator Ion Antonescu den »national-legionären Staat« aus und errichteten ein faschistisches Regime nach deutschem Vorbild. Schon nach einem halben Jahr kam es zum Putschversuch gegen Antonescu. Die so genannte »Rebellion der Legionäre« war begleitet von Terror und Verwüstung in den jüdischen Vierteln Bukarests. Über hundert Juden fielen dem Hass der Eisernen Garde und ihrer Anhänger zum Opfer.

Nach dem Scheitern des Putsches verhalfen SS-Kontakte den Protagonisten zur Flucht nach Deutschland und später nach Spanien. Dort hatte die Legion auf Seiten Francos gegen die Spanische Republik gekämpft. Die Nester der Eisernen Garde existierten sowohl im westeuropäischen Exil, als auch im Rumänien Ceausescus und erlebten nach 1989 ihr politisches Comeback mit der Verherrlichung alter Legionärs-Anhänger als nationale Avantgarde und den schon früher beliebten jüdisch-bolschewistischen Verschwörungstheorien.

Zwischen Frömmigkeit und »White Power«

Mit Kampagnen gegen Abtreibung, religiöse Minderheiten oder den Import westlicher Kultur findet die ND Sympathien bei der tief im christlich-orthodoxen Glauben verwurzelten rumänischen Bevölkerung. Die Ablehnung der durchaus populären Manele-Popmusik als unrumänisch, da von Roma erfunden, unterstützen auch alternative Jugendliche. Mit der Mobilisierung gegen die GayParade 2005 und 2006 in Bukarest erreichte die Noua Dreapta ein breites mediales Interesse. Gemeinsame Fernsehauftritte mit Kirchenvertretern brachten große öffentliche Aufmerksamkeit. Schließlich versammelten sich im Jahr 2006 mehrere hundert Menschen unter dem ND-Slogan »Gegen Homosexualität – für Normalität« auf der Strasse.

Bukarester Antifaschisten gehen zurzeit von bis zu 500 militanten Anhängern in der Hauptstadt aus und verweisen auf die zunehmende Gewaltbereitschaft der nationalistischen Christen. Am 10. November 2006 organisierte ein Bündnis linker Gruppen einen Aktionstag für Solidarität und gegen Diskriminierung. Bei dieser ersten Antifa-Demonstration in Bukarest unter dem Motto »Normalität – Nein Danke« kam es ebenfalls zu Übergriffen rechter Hooligans und ND-Anhänger. Eine Woche später wurde ein antifaschistisches Konzert in Timisoara überfallen. Mit den Worten »Wer ist hier die Antifa?« stürmte der Vorsitzende der Noua Dreapta Timisoara Goran Mrakici mit einer Gruppe von 15 bis 20 Hooligans den Konzertraum. Mehrere Personen wurden verletzt.

Seit zwei Jahren ziert das Keltenkreuz – ebenfalls Symbol der ND – die Fanschals des Timisoaraner Fußballvereins. Die ND Timisoara formierte sich 2003 vorwiegend aus rechten Skinheads. Im selben Jahr veröffentlichte das Blood & Honour nahe stehende Neonaziskin-Fanzine Vointa (Willenskraft) ein Interview mit der Noua Dreapta Timisoara, in welchem die Gruppe die ND als einzige wahrhaft nationalistische Organisation Rumäniens anpreist und zum Eintritt auffordert. 

Kamerad und Kameradchen – die deutsch-rumänische Beziehungen

In fast jeder Stadt durch kleine Gruppen vertreten, versucht die ND ein breites subkulturelles Spektrum zu erreichen. Der Vorsitzende Tudor Ionescu spielt in der nationalistischen Rockband Brigada de Asalt (Sturmbrigade), kandidierte aber auch während der Kommunalwahlen im Juni 2004 auf der Liste der Christlich Nationalen Demokratischen Partei (PNDC), was deren Stimmenanteil verdreifachte.

Die politischen Strategien der ND ähneln zunehmend denen der deutschen NPD. Flugblattaktionen auf Schulhöfen und die Proklamation einer revolutionären nationalistischen Jugend erinnern an die Taktik der deutschen Partner.

Diese Kontakte bauten zwei Rumänen während ihres Studiums in Deutschland auf: Claudiu Mihutiu und Swen Moritz Geblescu. Mihutiu, der Generalsekretär der ND, studierte in Mannheim. In den vergangenen Jahren lernte er auf Veranstaltungen der NPD Udo Voigt, Horst Mahler, Peter Marx, Jürgen Schwab und Gordon Reinholz kennen. Als "Generalsekretär für Auslandsbeziehungen" trat er im Juni 2005 bei der Neonazi-Veranstaltung "Fest der Völker" in Jena als Redner auf. Für das diesjährige Sommerlager der ND in Rumänien und nachfolgende Veranstaltungen der ENF wie dem Workcamp der Forza Nuova wurde Mihutiu wegen eines Arbeitsunfalls entschuldigt. An seine Stelle trat Geblescu, ebenfalls ehemaliger Student in Deutschland an der Ludwig-Maximilian-Universität München. Er diente zwei Jahre in der Bundeswehr und ist Offizier in Reserve. Derzeit arbeitet er als Geschäftsführer für die Von Kummant Dialog-Marketing GBR mit Sitz in Neuried/München und eine Callcenter-Filiale in Bukarest. Bei dem von Altermedia Rumänien  unter dem Motto »EU= UdSSR« organisierten Kongress »Eurosceptic« in Timisoara trat Geblescu erstmals öffentlich für die ND auf.

Als Ion Geblescu veröffentlichte er in der Jungen Freiheit 41/06 ein Interview mit dem Holocaustleugner und ND-Sympathisanten Ion Coja, in welchem Coja die erste Regierung Rumäniens nach 1990 als KGB-Agenten bezeichnet und für die unterbliebene Vereinigung Rumäniens mit der Republik Moldawien verantwortlich macht. »Die Vereinigung mit dem Mutterland ist genauso notwendig und richtig, wie die Wiedervereinigung Deutschlands« argumentiert Coja. Die Idee Großrumäniens vereinigt die rumänischen Rechte unter dem Motto »Bessarabien – rumänischer Boden«.

Der Professor für Literaturwissenschaften an der Universität Bukarest ist Präsident der Bukarester Filiale der nationalistischen Bewegung »Vatra Romaneasca« (Rumänische Heimstätte). Auf deren Tagung zu »Rumänismus und Antirumänismus« am 24. November 2006 forderte Coja eine Internationale der Nationalisten. Auch die Einbeziehung rechter Populisten wie Vadim Tudor von der Großrumänienpartei und Gigi Becali von der Partei der Neuen Generation wurde assoziiert.

Fazit

Der politische Einfluss der Noua Dreapta in Rumänien ist bislang, ob des zerstrittenen Lagers der rumänischen Rechten, zu vernachlässigen. Im Falle einer Überwindung dieser Konkurrenz hätte die nationalistisch-christliche Rechte jedoch immenses politisches Potential. Besonders angesichts des EU-Beitritts am 1. Januar 2007 könnten Ressentiments aufgegriffen und politisch instrumentalisiert werden. Die Noua Dreapta könnte mit ihrer europäischen Vernetzung und der jungen Basis eine starke Position in einem solchen Bündnis einnehmen.