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Verbot der „Weisse Wölfe Terrorcrew“

Einleitung

Am 10. Februar 2016 verbot das Bundesministerium des Inneren die Neonazi-Vereinigung „Weisse Wölfe Terrorcrew“ (WWT). Das Verbot der Gruppierung kam für AntifaschistInnen wenig überraschend: Die Gruppe hatte ihre nationalsozialistische Gesinnung und ihre Gewaltbereitschaft immer wieder offen zur Schau getragen. Die wesentliche Akteure und die Gewalttaten der WWT hatten AntifaschistInnen bereits 2013 recherchiert und in der Broschüre „Den Weissen Wölfen Terror machen!“ veröffentlicht.

Vom Fanclub...

Wie bereits zuvor AntifaschistInnen, machte auch das Bundesministerium den Neonazi-Aktivisten Sebastian Rudow aus Hamburg als Gründer und Rädelsführer der WWT aus. Auf ihn ging die ursprünglich 2007 als Fangruppe der RechtsRock-Band „Weisse Wölfe“ gegründete WWT zurück. Die kons­pi­rativ agierende Band um Sänger Stjepan Jus und Schlagzeuger Marko Gottschalk (ebenfalls Sänger bei „Oidoxie“), bezieht sich seit ihrer Gründung 1998 deutlich auf das in Deutschland verbotene Neonazinetzwerk „Blood & Honour“ (B&H), sowie dessen militanten Arm „Combat 18“ (C18). Auch die WWT lässt personell auf dieses internationale Netzwerk schließen, betrachtet man deren Aufstellung auf Neonazi-Veranstaltungen. Erwähnenswert ist dabei der frühe Kontakt zu der Schweizer B&H-Sektion um Jonas Schneeberger 1 und Sebastien Nussbaumer. Mit Letzterem kam die WWT bereits im April/Mai 2008 in Kontakt, als dieser einen knappen Monat zu Besuch in Hamburg war.

Gemeinsam mit dem Brandenburger WWT-Sektionschef Sandy Ludwig und WWT-Rädelsführer Sebas­tian Rudow nahm der Schweizer am 1. Mai 2008 an einem Aufmarsch in Hamburg teil. Brisant ist dessen Aufenthalt nicht nur, weil er dadurch Kontakt zur norddeutschen Neonazi-Szene bekam, sondern weil er im Zuge seines Besuchs eine Pumpgun nach Hamburg schmuggelte, die 2009 bei einem Mitglied der WWT gefunden wurde. Im Mai 2012 versuchte Nussbaumer diesen Kontakt zur WWT für seine Flucht zu nutzen, nachdem er in Zürich auf ein anderes B&H-Mitglied geschossen hatte. Diese endete jedoch nicht wie geplant in Buchholz in der Nordheide, denn die Bundespolizei wartete bereits am Hamburger Hauptbahnhof auf den bewaffneten Neonazi2 . Im Juli 2013 gelangte der Schweizer zusammen mit den WWT-Mitgliedern Denny R. und Heiko W. erneut ins Visier der Behörden. Gemeinsam mit drei weiteren Neonazis aus der Schweiz und den Niederlanden sollen sie Teil der militanten Gruppe „Wehrwolf Kommando“ gewesen sein3 .

...zur Kameradschaft

Als Kameradschafts-Gründungsfeier der WWT kann ein Treffen im Juni 2008 mit rund 50 Neonazis im Hamburger Jacobipark angesehen werden. Neben Sandy Ludwig aus Wittstock/Dosse und Sebastian Rudow posierten ein Dutzend weitere Neonazis mit einheitlichen Shirts der WWT, auf deren Rückseite der Schriftzug „Unbelehrbar“, das Kürzel „C18“, sowie der Spitzname des Trägers abgedruckt waren. Als Polizisten die Gruppe wegen Hitler-Grüßen und Angriffen auf Autos festsetzen wollten, sprang der betrunkene Sebastian Rudow einer Polizistin gegen das Knie und verletzte sie dadurch schwer. Im Anschluss verletzte er einen weiteren Polizisten durch einen Sprung gegen die Brust. Nach einer 14-monatigen Haftstrafe strukturierte Rudow Mitte 2011 die Reste der WWT neu, die aus der Gruppierung „Hamburger Nationalkollektiv / Weisse Wölfe Terrorcrew“ (HNK/WWT) hervorgegangen war. Diese Gruppe hatte Rudow bereits 2007 gegründet gehabt. Auf der von Denny R. betreuten Homepage sprach man sich nun u.a. gegen eine „undiziplinierte Freizeitmentalität“ und für einen „gesunden Gemeinschaftssinn“ aus und warb für „gemeinsame Aktivitäten“. Dieser „Gemeinschaftssinn“ zeigte sich 2011 und 2012 durch die Teilnahme an fast jedem größeren Neonazi-Aufmarsch in der Bundesrepublik, Besuche unterschiedlichster politischer Veranstaltungen und durch die Organisation eigener Aufmärsche.

Herausragend ist in dem Zusammenhang die von ihnen veranstaltete „Unsterblichen“-Spontandemonstration in Hamburg 2011 — als Teil der bundesweiten „Volkstod“-Kampagne — und die Teilnahme am „Nationalen Fußballturnier“ Anfang September 2012 im brandenburgischen Velten, in dessen Anschluss sich Mitglieder der WWT auf den Weg nach Berlin machten. Ziel war die von Neonazis betriebene und von Berliner WWT-Mitgliedern wie Ronny Sch., Tim W. oder Tom Staletzki4 frequentierte Kneipe „Zum Henker“ in Berlin-Treptow. Dort entzündeten die Anwesenden bengalische Lichter und entrollten ein Transparent, auf dem sie Solidarität mit dem verbotenen “Nationalen Widerstand Dortmund“ forderten. Des weiteren griffen Mitglieder der WWT-Sektion Hamburg, u.a. Maximilian F. und Heiko W., am späten Abend einen Mann an, beraubten und jagten ihn.

...zum Bruderbund

Dass die Homepage der HNK/WWT nur bis Herbst 2012 gepflegt wurde, ist auf den Richtungsstreit zwischen Heiko W. und Denny R. zurück zu führen, der für letzteren mit dem Austritt aus der Gruppe endete. Der Name „Hamburger Nationalkollektiv“ verschwand aus dem Logo und Denny R. gründete die „AG Nordheide“. Zu diesem Zeitpunkt entstand auch die WWT-Sektion Hannover, welche aber schnell an Bedeutung verlor.
Dass dieser Strukturwechsel in keinem Fall die Gewalttätigkeit der WWT beeinflusste, wurde im Laufe der folgenden Jahre quer durch Deutschland deutlich. So griffen Mitte Februar 2013 in Hamburg-Pinneberg neun Neonazis aus den Kreisen der WWT einen Mann aus Togo aus rassistischen Motiven an. Als sich im April 2013 die führenden Thüringer Neonazi-Gruppen gegen eine weitere Zusammenarbeit mit dem aus dem Weimarer Land stammenden Michel Fischer entschieden, fand dieser als Gewalt­täter bekannte Neonazi eine neue Heimat bei der WWT, als Sektionsleiter in Thüringen. Gemeinsam mit Ronny Sch., ehemals Aktivist der verbotenen Berliner Kameradschaft „Frontbann 24“, war er bis 2015 für die Ausstattung der WWT mit Kleidung mit WWT-Symbolik zuständig. Fischers Popularität und Selbstbewusstsein stieg durch die Teilnahme an bundesweiten Demonstrationen als WWT-Mitglied, so dass es ihm ab Anfang 2014 wieder voll möglich war, eigene Demonstrationen in Thüringen durch­zuführen. Auch bei gewalttätigen Auseinandersetzungen war er bundesweit zugegen. Anfang Februar 2014 pöbelte er gemeinsam mit einer Gruppe Neonazis um den WWT-Kader Sebastian Rudow mehrere Personen im Hamburger Hauptbahnhof mit rassistischen Sprüchen an. Als Polizeibeamte eintrafen, wurden diese aus der Gruppe heraus körperlich attackiert, wobei Rudow nur durch Gewalt daran gehindert werden konnte, einem asiatisch aussehenden Sicherheitsdienstmitarbeiter ins Gesicht zu schlagen. Allerdings wurde dieser anschließend vom WWT-Mitglied Daniel D. zu Boden geschlagen und dort weiter attackiert.

Nur ein paar Tage später fand in Weimar der von Michel Fischer organisierte „Trauer­marsch“ anlässlich des 70. Jahrestags der Bombardierung der Stadt statt, an dem WWT-Mitglieder aus Hamburg, Thüringen und Berlin teilnahmen. Auch der sächsische Sektionsleiter der WWT, Kevin Pesch, trat in diesem Zusammenhang wohl zum ersten Mal in Erscheinung. Obwohl dem Aufruf nur knapp 80 Personen gefolgt waren, fiel die WWT, bzw. deren Berliner Mitglied Tim W., erneut durch Gewalt auf. Nachdem der Einsatzleiter und Weimarer Polizeichef ihn aufgefordert hatte seine Vermummung abzunehmen, wurde er von Tim W. angegriffen und zu Boden gerissen.

2014 war auch das Jahr, in dem die bayerische WWT-Sektion durch Gewalttaten von sich hören lies. So griffen Sascha Rosenbach, damals Sektionsleiter Bayern, und der spätere Sektionsleiter Patrick Hofmann-Kraus Anfang Dezember in Bamberg alternative Studenten in einem Lokal an. Dann randalierten Mitte Dezember, nach einem Treffen in Allmersbach im Tal, WWT-Mitglieder in einer Gaststätte in Backnang. Die ein Dutzend Neonazis pöbelten dort drei Algerier an und riefen Parolen wie „Juden zu vergasen, ist kein Verbrechen“. Im Januar 2015 griffen WWT-Aktivisten um Hofmann-Kraus und Rosenbach unter Rufen wie „Ist hier jemand links?“ und „Heil Hitler“ erneut vermeintliche Linke in einer Bamberger Gaststätte an, wie auch im darauf folgenden Mai, wo eine Gruppe WWT-Mitglieder um Hofmann-Kraus mehrere Antifaschist_innen angriffen und verletzten.

Bis zum Verbot im März 2016 gab es etliche gewalttätige Auseinandersetzungen, die durch die bundesweiten Sektionen der WWT initiiert wurden. Bevorzugt auf Aufmärschen wie dem 1. Mai 2015 in Saalfeld, lebte die WWT ihren Gewaltfetisch aus. In den letzten Monaten ihrer offiziellen Existenz schien jedoch ein strategischer Wandel erfolgt zu sein. Immer seltener waren WWT-Mitglieder in WWT-Shirts anzutreffen. Der seit 2015 als Sektionsleiter der WWT in Bayern agierende Hofmann-Kraus, ließ durch seine Aussagen im Zusammenhang mit einer Vernehmung den Schluss zu, dass die WWT mehr und mehr versuchte im „Untergrund“ zu agieren. Die Führungsebene hätte beschlossen, „dass keine Straftaten in Klamotten der WWT begangen werden sollten. Dennoch verhält es sich so, dass sich der Schwarze Block häufig aus WWT-Mitgliedern zusammengesetzt hat (...)“ und weiter: „Für etwaige noch nicht genau besprochene Aktionen gegen die Antifa-Gruppierungen war geplant, dass wir örtlichen WWTler uns nicht die Finger schmutzig machen würden, sondern dies durch die internationale Vernetzung durch Mitglieder anderer WWT-Gruppen erledigen lassen.“ Dass die WWT unter dem Gruppennamen „One Family“ über den Chat-Anbieter „Whatsapp“ kommunizierte, spricht allerdings gegen eine durchdachte Konspirativität.

Bundesweite Expansion

In den WWT-Strukturen fanden im Laufe der Jahre diverse bekannte Neonazis eine neue politische Heimat. Dabei war das Netzwerk Auffangbecken und Sprungbrett zugleich. So ist Michel Fischer seit 2015 Organisationsleiter der Partei „Die Rechte“ in Thüringen, die ehemaligen WWT-Mitglieder Dennis Kittler und Tom Staletzki Beisitzer des Berliner Verbands der Partei.
Langjährig aktive Neonazis wie Detlef Walk aus Zweibrücken5   verschafften durch ihre Mitgliedschaft im „Bruderbund“ der WWT neue Netzwerke und Verbindungen zu älte­ren Neonazis.
Auffangbecken ist die WWT für Neonazis wie Sabrina Drost, Gründerin der WWT-Sektion Hannover. Sie gehörte der Neonazi-Organisation „Besseres Hannover“ an, die im September 2012 verboten worden war. Ein unscheinbares Mitglied der WWT ist auch der Thüringer Michael Zeise, dessen „Autonome Nationalisten Weimarer Land“ eine Konstante im Bundesland darstellt. Der „freie Aktivist“ tritt seit 2010 als Redner auf diversen Veranstaltungen auf, vom Thüringentag der „nationalen Jugend“ in Pößneck bis hin zum 1. Mai 2015 in Saalfeld.

Beachtlich ist in der Rückschau die schnelle bundesweite Verbreitung der WWT. Ausgehend von der ca. 15 Aktivisten zählenden Hamburger Gründungsgruppe um Sebastian Rudow hatte sich die WWT von 2011 bis 2016 auf insgesamt zehn Sektionen (Bayern, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg, Niedersachsen, Saar-Pfalz, Sachsen, Thüringen, Württemberg) mit rund 75 Mitgliedern ausgeweitet. Offenbar gibt es innerhalb der Neonazi-Szene ein Bedürfnis nach einer offen militant auftretenden hierarchisch organisierten Neonazi-Struktur jenseits vom Muff der Neonazi-Parteien und der Verbalradikalität der „Auto­nomen Nationalisten“.

Gerade der elitäre Habitus einer „Bruderschaft“ und das uniformierte Auftreten als geschlossene Gruppe bei Neonazi-Events hatte offenbar eine starke Anziehungskraft innerhalb der Neonazi-Szene, wobei die „elitäre“ Mitgliedschaft relativ billig mit dem Kauf eines 15 Euro teuren WWT-Shirts und 5 Euro Monatsbeitrag zu haben war. Dass es nicht bei einer Gruppe auf dem Niveau diverser „T-Shirt-Terroristen“-Gruppen blieb, macht der relativ hohe Organisationsgrad deutlich. Neben der gemeinsamen Teilnahme an Neonazi-Demon­strationen und RechtsRock-Konzerten veranstaltete die WWT auch eigene Events. Die RechtsRock-Konzerte u.a. mit „Legion of Thor“, „Sleipnir“ und „Exzess“ am 18. Mai 2013 in Finowfurt (Brandenburg) und am 16. August 2014 mit „Kommando 192“ in Erfurt (Thüringen) wurden maßgeblich durch WWT-Mitglieder organisiert. Auch ein Konzert im thüringischen Kirchheim 2015, die Aftershow-Party zum „Trauermarsch“, wurde vom WWT-Sektionsleiter Michel Fischer veranstaltet. Den Kartenvorverkauf organisierte das Berliner Mitglied Tim W. Regelmäßig fanden in den vergangenen Jahren auch Gruppen-Treffen und Sektionsleiter-Treffen mit bundesweiter Beteiligung in wechselnden Bundesländern statt.

Organisierte Gewalt

Das Verfahren gegen WWT-Mitglieder aus Bamberg wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung zeigt, dass sich Teile der WWT zunehmend radikalisiert haben. Einige Mitglieder der Berliner Sektion scheinen einen besonderen Geschmack an organisierten Gewaltausflügen entwickelt zu haben. So zogen am 12. September 2015 etwa 50 Neonazis durch die Rigaer Straße in Berlin-Friedrichshain und griffen dort vereinzelt Passant_innen an. Die Straße war in den Medien zuvor als „linker Hot Spot“ bezeichnet worden. Nach der gewalttätigen Aktion wurden die meisten Neonazis noch vor Ort von der Polizei festgenommen und diverse Schlagwerkzeuge sichergestellt. Neben dem Berliner NPD-Vorsitzenden Sebastian Schmidtke und dem früheren Aktivisten der Berliner „Kameradschaft Tor“ Oliver O. landeten auch der WWT-Chef Sebastian Rudow und mehrere Mitglieder der Berliner WWT-Sektion für kurze Zeit im Polizeigewahrsam. Zu den hier festgesetzten Berliner WWT-Mitgliedern zählten auch Tom Staletzki, Tim W. und Dennis Kittler. Am 11. Januar 2016 wiederholte sich ein ähnliches Szenario in Leipzig. Rund 250 Neonazis griffen den linken Stadtteil Connewitz an. Mehrere Personen wurden verletzt und mehr als 20 Geschäfte beschädigt. Unter den 215 vor Ort von der Polizei festgesetzten und kontrollierten Neonazis befanden sich erneut die Berliner Tom Staletzki, Tim W. und Oliver O. Die erst einen Monat zuvor bei Tim W. und Tom Staletzki persönlich zugestellte WWT-Verbotsverfügung lässt es wenig glaubhaft erscheinen, dass die Sicherheitsbehörden keinerlei Ahnung von dem organisierten Neonazi-Überfall hatten.

Allein in Sachsen rechneten die Ermittler 24 (schwere) Straftaten den regionalen WWT-Aktivisten zu. Ein mutmaßliches sächsisches WWT-Mitglied bzw. ein mutmaßlicher WWT-Unterstützer stand auch im Fokus der Ermittlungen zu dem rassistischen Terror in Freital. Die Ermittlungen zu Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, versuchte Brandstiftung und Sachbeschädigung aus dem Jahre 2015 wurden wegen der bundesweiten Relevanz sogar an die Generalbundesanwaltschaft abgegeben.

Konkurrenz zu den „Hammerskins“

Das Selbstbewusstsein der WWT-Mitglieder wuchs offenbar über die Jahre kräftig an. Mit dem Zahlenkürzel „28“ auf ihrer Kleidung setzten sie sich in die Tradition des verbotenen „Blood & Honour“-Netzwerkes.6 Damit sah sich die WWT offenbar auch in direkter Konkurrenz zu den „Hammerskins“ (HS). Anlässlich eines Konzertes Anfang April 2014 in Kirchheim (Hessen) soll der damalige thüringische WWT-Sektionsleiter Michel Fischer gegenüber den Konzertveranstaltern geäußert haben, man würde offen als WWT und „28“ auftreten, wenn auch die „HS-Pisser“ mit ihren Symbolen dies dürften. Wenn jemand die WWT „anpissen“ wolle, würde es „knallen“.

Anlässlich eines Konzertes der Partei „Die Rechte“ mit „Die Lunikoff Verschwörung“, „Nahkampf“ und dem Liedermacher David Allan Surette („Griffin“) Anfang November 2014 in Neuensalz-Zobes (Sachsen) soll Fischer dem württembergischen WWT-Sektionsleiter Alexander Scholl erklärt haben, die WWT müsste mal in der Konkurenz-Situation mit den „Freaks“ von den „Hammerskins“ „mit dem Arsch an die Wand kommen“. Laut Alexander Scholl ginge es um eine „Machtdemonstration wer die Nummer 1“ sei. Die „Hammerskins“ dürften somit als ein heimlicher Profiteur des Verbotes gelten. Denn nach den „Skinheads Sächsische Schweiz“ (SSS) und „Blood & Honour“ ist mit der WWT die dritte Gruppe verboten worden, die in szeneinterner Feindschaft zu ihnen auftrat. Ein Verbot der „Hammerskins“ wurde vor einigen Jahren innerhalb der Sicherheitsbehörden gestoppt, um die „Quellen“, also V-Personen, innerhalb der Struktur nicht zu gefährden. Über aktuelle Gründe kann man im Moment nur spekulieren, doch dass mit Mirko Hesse7  und Roland Sokol8  alle VS-Spitzel innerhalb der „Hammerskins“ aufgeflogen sind, erscheint unwahrscheinlich.

Gefährliche Trümmertruppe?

Im Rückblick erscheint die WWT als eine Gruppe von hoch agressiven Neonazis, deren militantes Auftreten mit einem extrem unprofessionellem Verhalten gepaart ist. Neonazistische Allmachtsphantasien scheinen hierbei zu einem gewissen Realitätsverlust im Umgang mit Straftaten geführt zu haben. Offenkundig hat es die WWT den Sicherheitsbehörden durch ihr offen militantes Auftreten und ihr unvorsichtiges Verhalten sehr leicht gemacht. Anlässlich des Verbotes der „Weisse Wölfe Terrorcrew“ äußerte sich Innenminister Thomas de Maizière mit den Worten: „Wir können noch nicht von einem Rechtsterrorismus sprechen, aber wir werden jeden Ansatz dazu unterbinden.“ Wann und wo dieser Ansatz beginnt, ließ er hierbei offen. Immerhin hatte die WWT bereits im Jahr 2008 Bezug auf das rechtsterroristische Label „Combat 18“ genommen und sich mit deren Kürzel „C 18“ geschmückt. Wenn dann in 2009 eine Pumpgun samt Munition — geschmuggelt von einem Schweizer Neonazi — bei der Razzia eines WWT-Mitglieds in Hamburg gefunden wird, ist man geneigt zu fragen, wie man sich dann sieben Jahre später die staatliche Unterbindung rechtsterroristischer Ansätze vorzustellen hat.
Die Gefährlichkeit und der Grad der Vernetzung der WWT ist spätestens seit Veröffentlichung der Antifa-Broschüre 2013 hinlänglich bekannt.

  • 1Ein früherer Kandidat der Schweizer Demokraten
  • 2Vgl. AIB Nr. 95
  • 3Vgl. AIB Nr. 100
  • 4Funktionär der Partei „Die Rechte“
  • 52011 trat Detlef Walk noch als Wahlkandidat für die NPD in Rheinland Pfalz an
  • 6B und H sind der zweite und achte Buchstabe im Alphabet
  • 7Vgl. AIB Nr. 106
  • 8Vgl. Nr. AIB 109