Skip to main content

Rostock: Der „Aktionsblog“ als moderne Wehrsportgruppe

Einleitung

Biologistisch wie kulturalistisch argumentierender Rassismus, Antisemitismus, der Bezug auf Volk, „Volks­gemeinschaft und -hygiene“, Homophobie, ein elitäres Gebaren sowie ein revolutionäres Interesse sind Bestandteile der Ideologie der Neonazi-Gruppe „Aktionsblog/Baltik Korps“ aus Mecklenburg-Vorpommern. Der ideologische Zusammenhalt entsteht dabei nicht durch Partys und Musik, sondern über gemeinsame Kampfsportveranstaltungen, -trainings und eine Überhöhung des „gestählten“ kampfbereiten Körpers. Nachfolgend wollen wir die beiden Ebenen – Ideologie und Sport – genauer in den Blick nehmen, da sie nur beispielhaft für den „Aktionsblog“ stehen, jedoch in der extremen Rechten in ganz Europa Einzug finden.

Foto: Ronny Wolff

Die „Nationalen Sozialisten Rostock“ und deren Nachfolger, der „Aktionsblog“, auf einem Aufmarsch im September 2016 in Stralsund. Am Banner links mit kurzer Hose: David Mallow.

Seit 2016 berichtet der „Aktionsblog“ im Internet über seine Propaganda-Aktionen im Raum Rostock. Er ist der direkte Nachfolger bzw. die Weiterentwicklung der „Nationalen Sozialisten Rostock“ (NSR), die ab 2007 im Stil der „Autonomen Natio­nalisten“ vor allem durch deren  militanten Habitus auffielen. Als Hauptprotagonist und Aushängeschild des „Aktionsblog“ gilt der in Güstrow lebende David Mallow. Schon von seinen Eltern soll er früh völkisch­-rassistische Ansichten vermittelt bekommen haben und soll heute, mit nicht einmal dreißig Jahren, für die Rekrutierung und Radikalisierung seiner etwa ein dutzend MitstreiterInnen beim „Aktionsblog“, kurz AB, zuständig sein.

Den Beiträgen auf der Internetseite des AB - ihrem wichtigsten Medium - schwitzt Faschismus aus allen Poren. Auffällig ist vor allem die metaphorische und unzeitgemäße Sprache: Ein Schiff, die raue See, das tosende Meer, eine aus stahl geformte Bestie, die Schlange, das brüderliche Band des Blutes und viele weitere mehr. Der AB reklamiert für sich eine „in sich geschlossene“ Weltanschauung zu vertreten, ist dabei auffällig elitär, während die Abgrenzung zu anderen extrem Rechten wenig subtil und mitunter beleidigend ist. Es geht ihnen um die Schaffung eines „neuen Typus Mensch“, der nur über „Opferbereitschaft“ entstehen könne.

Der heutigen Zeit diagnostizieren sie einen „kranken Geist“, der durch „eiserne Machteliten“, „Ströme fremder Ethnien“, einer „Überfremdung der Heimat“ und der „Ehe für alle“ genährt werde. Sie glauben, ganz in der Tradition des biologistisch argumentierenden Rassismus, dass die „tief verborgene Kraft“ durch das „gezielte Wegzüchten von Charaktereigenschaften“ zur Vernichtung des Individuums geführt habe. Dahinter stehe ein „perfider Plan zu Vernichtung des gesamten Volkskörpers“, den es zu durchkreuzen gelte.

Dabei sprechen sie irritierender Weise nicht nur von Individuen – als sei im Faschismus das Individuum nicht nur bürgerliche Ideologie („Du bist nichts, Dein Volk ist alles“) – sie betrachten sich auch selbst als „Aufklärer“ über versteckte und geheime Pläne. Die Gesellschaft der Deutschen wird gemäß dem völkischen Denken als „Volksseele“ betrachtet, die aber nicht mehr einheitlich funktioniere, vielmehr sei sie „durchwachsen vom teuflischen Bösen“ und „abgetrennt vom Nabel des eigentlichen Blutes“.

In alter faschistischer Denktradition ist ihnen der „zersetzende“ Universalismus mit seinen Gleichheitsidealen der Feind der Deutschen. Sie sprechen wenig originell von „Marionetten“, „Manipulation“, „Systempresse“ usw., die Menschen ruhig stelle und sie nicht erkennen lasse, dass ihre völkische Basis zerstört werde. Sie beklagen einen Rückgang der Natur und Landwirtschaft zugunsten von Städten aus „Beton“, eine Veränderung, die sie ver­schwö­rungs-­ideologisch als von „parasitärer Hand“ geschaffen sehen mit dem Zweck der „Erlahmung des Volkskörpers“. Dieser geschwächte „Volkskörper“ drohe nun der voll­kommenen Vernichtung anheim zufallen. Sie sprechen im Zuge dessen auch von einem „Weltenfeind“. Auch wenn sie nicht weiter konkretisieren, wer dieser „Weltenfeind“ ist, so werden hier klar antisemitische Bilder erzeugt und Assoziationen geweckt. Schon die Nationalsozialisten sprachen von Juden als „Parasiten“ und „Zersetzer“ und setzten diese mit dem Prinzip des Universalismus gleich.

Der „Aktionsblog“ arbeitet darüber hinaus viel mit Untergangs-Vorstellungen beispielsweise durch die Rede vom „multi­kulturellen Zerfall“. Was ist nun zu tun, um den Niedergang des deutschen Volkes aufzuhalten? Das Rad, so der AB in einem Beitrag im Juli 2018, müsse nicht neu erfunden, es müsse nur wieder neu gelebt werden. Dass hier das Rad Faschismus gemeint ist, steht außer Frage: nicht nur vor dem Hintergrund der offensichtlich ideologischen Anleihen; auch weil hier – man muss das so hart sagen – ziemlich klar plagiiert wird. In einem Beitrag im September 2018 beispielsweise wird ein längeres Zitat zur unverbildeten Jugend von Joseph Goebbels aus dem Jahr 1933 verwendet, ohne zu erwähnen, wessen Geistes Kind hier schreibt.

Der AB betrachtet sich ferner als „politische Soldaten“, die den Nationalsozialismus wiederbeleben wollen. Ob sie sich als „Nazis oder Patrioten sehen“ würden, fragt ein Follower die Gruppe auf Instagram. Der AB antwortet: „Als Nationalsozialisten!“ In längeren Beiträgen wird der Bezug zum NS ebenfalls deutlich. So sei es „die heilige Pflicht […] ein altes Gefüge von Kräften neu aufleben zu lassen, in einer neuen Form des ästhetischen Kultes. Wir verstehen uns als Träger eines fundamentalen Glaubens an unser Blut, sowohl als auch an unser Vaterland.“ Die „Parasiten“ müssten identifiziert und bekämpft werden, damit die „Volksseele“ sich wieder regenerieren könne, heißt es.

Ganz praktisch bedeutet dies für den AB sich sowohl an so genannten „Zeitzeugenvorträgen“ von NS-Kriegsverbrechern zu beteiligen, als auch kalendarische Fixpunkte wie den Volkstrauertag zu nutzen, um sich in die Tradition des Nationalsozialismus zu stellen. In diesem Zusammenhang nehmen sie nicht nur am bürgerlichen Gedenken teil1 , sondern veranstalten auch eigene Inszenierungen wozu beispiels­weise die Grabpflege im Vorfeld gehört. Weitere Aktionen umfassen das Gedenken an Horst Wessel, der als unvergessenes Vorbild inszeniert wird oder das Gedenken an den Jahrestag der Bombardierung Rostocks durch die Alliierten. Bei den Aktionen gehe es schließlich darum, „diejenigen [zu ehren], die für uns ihr Blut gaben“.

Der gestählte Körper: Ab in die „Eisenschmiede2

Geschwitzt wird auch bei den „Baltik Korps“, dem „sportlicher Arm unseres Netzwerkes“, wie der „Aktionsblog“ schreibt. So heißt es in unerträglicher Schwülstigkeit: „Der Schweiß und das Blut, was wir auf den Matten der Kampfschmieden vergossen haben, und unserer ungebeugter Wille, treiben uns und unsere Sportgemeinschaft Baltik Korps ununterbrochen voran.“ Der Körper müsse ein „Tempel“ werden und keine „Müllhalde“. Dazu sei es unabdingbar sowohl auf den Fleisch- und Drogenkonsum aller Art zu verzichten und sich vollständig der „Leibesertüchtigung“ hinzugeben. Diese Zucht am eigenen Körper dient keinem Selbstzweck, denn ein gesunder und sportlicher Körper ist ein kampfbereiter Körper. Vor dem Hintergrund der Vorstellungen über den Zustand der Gesellschaft wird deutlich, dass dieser Zustand nicht einfach so hingenommen werden solle. „Nur ein gesunder Geist in einem starken Körper, kann die Zukunft erstreiten.“ Dazu sei es wichtig, politische Zirkel und aktive Sportgruppen und Familien – wir kennen Familien als die Keimzellen des Faschismus –, zu gründen.

Denn der Verfall und die Dekadenz, die der „Aktionsblog“ der Gesellschaft unterstellt, wird in faschistischer Ideologie auch immer auf sich selbst und die drohende Gefahr für den eigenen Körper bezogen. Der gestählte und sportliche Körper ist der Körperpanzer, der in seiner Verbindung zu einem starken Deutschland im Nationalsozialismus für die Soldaten identitätsstiftend gewesen ist3 . In diesem Körperbild und -bezug reproduziert sich die faschistische Ideologie im Alltag der Mitglieder des AB ebenso wie in ihrer Propaganda. Bieten sie doch mit diesem Bezug auf eine heute abgelöste Inszenierung von Männlichkeit all jenen eine Anlaufstelle, die sich im Widerspruch zu den heutigen Anforderungen an Männlichkeit sehen.

Schließlich sind die „soldatischen Tugenden“ und der Anspruch der Härte, wie sie die proletarische Männlichkeit ausmachte, im Wettkampf um die Hegemonie zurückgefallen4 . An verschiedenen Stellen prahlt der AB mit seiner Kampfbereitschaft und betont die Notwendigkeit von Widerstand: „Wir müssen anfangen zu begreifen, dass wir die Zügel in die Hände zu nehmen haben. Denn: ruhig darauf warten, dass uns das Gespann an einen sicheren Ort geleitet, kann nicht Maxime unseres Handelns sein. […] und haben wir nicht die führende Rolle auf diesem Weg, Ordnung so wird uns unser Schicksal früher einholen und somit haben wir jeglichen Spielraum zur Erhebung unseres Sein verloren.“ Das kollektive „Wir“, was hier angesprochen wird, richtet sich an die kampfbereiten, jungen Männer, die zum verändernden Handeln aufgefordert werden. Es geht, wie es weiter heißt, um eine „wahre Veränderung nach sozialem und nationalistischem Gefühl“. „Sturer Widerstand“ allein reiche nicht aus, es ginge um eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft. Entsprechend der antisemitischen Zersetzungs- und Parasitenmetaphern betrachtet sich der AB denn auch als „Antikörper“, die sich zu wehren wüssten: „Die in sich geschlossene Kampfgemeinschaft der nationalsozialistischen Jugend, die es sich zur Aufgabe gemacht hat in diesem neu entstandenen System der Systeme für Ordnung zu sorgen.“

Ein Trainingsfeld für diese faschistischen Revolutionsphantasien, welches sich der „Aktionsblog“ mit anderen Neonazis teilt, sind beispielsweise extrem rechte Kampfsport-Events. So war es auch David Mallow, der in den vergangenen Jahren mehrmals beim „Kampf der Nibelungen“ (KdN) oder auch beim „Tiwaz“ in den Ring trat. Anhand seiner Begleitung auf den Events, zeigt sich dabei eine weitere Vernetzungslinie und politische Schnittstelle des „Aktionsblog“. Denn während zum „Tiwaz“ 2018 Ivo S., Falko S., und Georg H. aus dem Rostocker Raum anreisten, wurde Mallow im Oktober des selben Jahres von Helge W. zum KdN begleitet. Die hier benannten nehmen regelmäßig an Demonstrationen der "Alternative für Deutschland" (AfD) in Rostock teil und agieren hierbei als gewaltsuchende Akteure am Rande der Veranstaltungen.

Doch es sind nicht nur die Randfiguren bei AfD-Demonstrationen, die über den Sport eine enge Anbindung an den „Aktionsblog“ erfahren. Auch Mitglieder der AfD selbst, wie der AfD-Abgeordnete Johannes Salomon war schon gemeinsam mit den Neonazis zu Veranstaltungen erschienen. Das Netzwerk reicht zugleich so weit, dass man sogar einen Angehörigen der „Jungen Alternative Mecklenburg-Vorpommern“ (JA) in den Reihen des AB fand. Ivan Kormilitsyn, der sich 2019 gleichzeitig bei der JA, wie auch beim AB bewegte, saß darüber hinaus kurzzeitig für die AfD in einen Rostocker Ortsbeirat. Bilder in den sozialen Netzwerken zeigen den Deutsch-Ukrainer zudem 2018 bei Waffentrainings des faschistischen Asow-Regiments, wie die antifaschistische Rechercheplattform EXIF publik machte. Wahrscheinlich auf Anreiz von Kormilitsyn entstand so der Beitrag des „Aktionsblog“, auf dem sich die Gruppe mit eben diesem Regiment solidarisierte.

Kampfsport und die Verbindung zu anderen sporttreibenden Neonazis gehört grundlegend zur Erlebniswelt des AB. Sie werben mit offenen Trainingsveranstaltungen, die dabei mal auf Parkplätzen oder in Parkhäusern der Hansestadt stattfinden oder in einschlägigen Orten der gewachsenen Neonazi-Struktur in Mecklenburg-Vorpommern, wie dem „Thing-Haus“ in Grevesmühlen. Genauso dient der Sport aber auch der Vernetzung mit anderen bundesweiten und internationalen Akteuren der gewaltbereiten extremen Rechten. So gab der heute in der Ukraine lebende, umtriebige Neonazi-Hooligan Denis „Nikitin“ Kapustin Kampfsporttrainings in Mecklenburg-Vorpommern, an denen der „Aktionsblog“ geschlossen teilnahm.

Sport ist dabei mehr als nur körperliche Betätigung. Es ist ein konkretes Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele und Ideologie. Ein Beispiel dafür dürfte in der Vernetzung mit Dortmunder Neonazis und einer gemeinsamen „Kiezschulung“ bestehen, in deren Konsequenz der AB 2017 eine Veranstaltung der Gewerkschaftsjugend am 1. Mai in Rostock zu stören versuchte. Schon 2016 bewarb der AB einen eigenen Schulungstag zum Thema „Aktionsvorbereitung und Durchführung“. „Dringend empfohlen für autonome Kleingruppen und aktivistische Freundeskreise“, hieß es in dem Aufruf zur Schulung, „weil der Knast Kacke ist (…) der Knast vermeidbar ist.

Gesund und kampfbereit

Ideologisch beeinflusst und bestätigt wurde der „Aktionsblog/Baltik Korps“ in seinen Ideen mit dem Aufkommen des „Straight Edge“ in der Neonazi-Szene. Zwar ist der drogenfreie Lebensstil auch in der extremem Rechten nicht neu, doch die 2017 gegründete Gruppe „Wardon 21“ (W21), schuf gewissermaßen einen theoretischen Überbau für die sich entwickelnde extrem rechte Kampfsportszene. So finden sich in den sozialen Netzwerken zahlreiche Beiträge von W21, die die Rolle des Sports für die bevorstehende gesellschaftliche Umwälzung betonen.

Ähnlich dem "großen Djihad" im Islamismus5 wollen auch die Neonazi-Kampfsportler den Kampf „in jedem Einzelnen, bei und in uns selbst“ beginnen lassen. Die Verpflichtung zu einem gesunden Körper und Geist, ergebe sich aus der Pflicht gegenüber „unsere[r] Identität, unsere[m] kulturelle[m] Erbe und die Verantwortung uns selbst und unseren Familien gegenüber“: Im Nationalsozialismus nannte man diese Festnagelung des Einzelnen an ein „rassisch“ konstruiertes Kollektiv „Gesundheitspflicht“ gegenüber der „Rasse“. Der Rassenideologie Hans F.K. Günther schreibt in einer gekürzten Fassung seines Buches „Rassenkunde des deutschen Volkes“ (1922/ 1933), „daß die seit einigen Jahren sich verbreitende Achtsamkeit auf das Angeborene – auf Vererbung, Rasse, Auslese, Rassenzusammensetzung und Rassenwandel der abendländischen Völker und Möglichkeiten einer Aufartung dieser Völker durch Erbgesundheits- und Rassenpflege – als Anzeichen einer Zeitenwende aufzufassen sei, die herbeizuführen sich jeder verpflichtet fühlen müsse, dem die neuen Einsichten zuteil geworden sind.“

Diese Erziehung zur „Gesundheit“ betraf schon im Nationalsozialismus die Bereiche „Sexualität, Ehe, Familie, Erziehung, Ernährung, Kleidung, Moral, Haltung, Sport“. Sowohl der „Aktionsblog“, als auch „Wardon 21“ stellen fest, dass der Körper möglichst vegan ernährt und drogenfrei gehalten werden soll, weil dieses Verhalten der Sicherung des „Erbgutes“ dienlich sei. Sport, gesunde (vegane) Ernährung und Nüchternheit dienen der Wehrhaftigkeit, sind sich die beiden Gruppen einig. Dementsprechend verwundert nicht, dass sich Angehörige des AB wie Guido H. in den sozialen Netzwerken in erster Linie als „Der vegane Straight Edger“ betiteln.

Ein solcher Anspruch ist elitär und das Abgrenzungsbedürfnis zu anderen extrem rechten Akteuren dementsprechend groß: Die Bewegung sei festgefahren, amüsiere sich zu doll und sei zu verstrickt in die schlechte, sie manipulierende Lebensweise, die sie gar nicht vollends durchschauen könnten. „Als Kaste von Maulhelden“ bezeichnen sie diejenigen die nicht bereit seien, sich selbstkritisch zu hinterfragen, so der AB in einem Beitrag. Es seien nie die Massen gewesen, die „Geschichte geschrieben“ hätten, der revolutionäre Einzelne habe aus dieser Masse heraus zu treten und umzusetzen, „wovon sie in ihrer Gesamtheit nur redet“, schreibt W21 dazu. Das Selbstbild, aus der Masse heraus treten zu wollen und keine Opfer zu sein – ohne sich dabei als Täter oder Gewaltausübende zu bezeichnen - wird in einem Beitrag im Oktober 2019 noch deutlicher: „Wir sind die, die fruchtlos mit gehobenen Fäusten auf den Gegner zugehen. Wir sind die, die da sind, wenn es drauf ankommt. Wir sind die, die nicht auf den ‚Tag X‘ warten müssen, weil wir der ‚Tag X‘ sind!“. Ein klarer Bezug auf die in der extremen Rechten verbreitete Annahme, dass der Tag kommen werden, an dem soziale und gesellschaftliche Gefüge auseinander brechen würden und man zur Stelle sei, um die eigene Weltordnung gewaltvoll durchzusetzen.

Der „Aktionsblog“ scheint noch eine Schippe drauf legen zu wollen und suggeriert, dass man auf solch einen Tag nicht warten würde. Das hieße, dass sie täglich zu einer Neuordnung der Dinge beitragen würden und die Auseinandersetzung aktiv suchen. In Zeiten, in denen rechts-terroristische Attentate vermehrt stattfinden, Gruppen wie „Nordkreuz“ Waffen und ähnliches horten und Neonazis durch Kampfsport ihre Wehrhaftigkeit vorantreiben, müssen Gruppen wie der „Aktionsblog“ stärker in den gesellschaftlichen Fokus geraten. Eine Vorbereitung für den Umsturz wird schließlich nicht in geheimen Chat-Gruppen oder im Hinterzimmer diskutiert, sondern ganz offen in den sozialen Netzwerken.

Mehr zum AB und andere rechte Akteure in Mecklenburg-­Vorpommern: naziwatchrostock.blackblogs.org und astwestmecklenburg.blogsport.eu

  • 1vgl. astwestmecklenburg.blogsport.eu/2019/11/23/volkstrauertag-2019-in-mecklenburg-vorpommern
  • 2Als Eisenschmiede bezeichnet der Autor eines Beitrages das Gym, in dem er trainiert.
  • 3Vgl. Theweleit, Klaus: Männerphantasien und AIB Nr. 110: „Männlichkeit in Bruderschaften"
  • 4Vgl. Connell, Robert/ Raewyn: Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeiten.
  • 5Als „großer Djihad“ wird das Bemühen um die richtige Lebensführung und gegen die eigenen Laster bezeichnet. Der „kleine Djihad“ bezeichnet die Bereitschaft sich und andere zu töten unter dem Vorwand der „Verteidigung“ des Islam.