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Razzia bei sächsischen Hammerskins

Bild: gamma.noblogs.org

Der frühere Hammerskin und Geheimdienst-Informant Mirko Hesse.

Am 16. Juli 2002 durchsuchte die Polizei über 40 Wohnungen von 29 beschuldigten Personen. Neben Räumen in Sachsen waren auch Objekte in Berlin, Sachsen-Anhalt, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen Ziel der Ermittler. Anlass war ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung nach §129 StGB. Hinzu kommt der Verdacht, die Neonazis seien »mehrmals organisatorisch gegen Andersdenkende vorgegangen« und hätten »rechtsextremistische Propagandamusik bundesweit vertrieben«.1

Die sächsischen Hammerskins wurden 1993 als East Saxon Hammerskins (ESHS) von Mirko Hesse gegründet. Später wurden sie in die Saxon Hammerskins (SHS) umbenannt. Einige Aktivisten stammen aus dem früheren Hammerskin Chapter Thüringen, das dem Chapter Sachsen zugeordnet wurde. Zusätzlich gab es noch die Gruppierung Hammerskins Sachsen-West. Nach der Verhaftung von Mirko Hesse übernahm Stefan M. aus Neustadt in Sachsen die Führungsposition in den sächsischen Hammerskins. Zu den Durchsuchten gehörte trotzdem auch Mirko Hesse. Obwohl Hesse – inzwischen als Spitzeninformant des Bundesamtes für Verfassungsschutz geoutet – schon seit einigen Monaten im Gefängnis sitzt, wollen die Beamten auch bei ihm fündig geworden sein.2 . Zu den weiteren Beschuldigten sollen nach Berichten aus Neonazi-Kreisen Martin Schaffrath und Rene Wu. aus Pirna und Marco Hi. (Berlin) gehören. Mit Thomas Pavenzinger (Unterdietfurt) war demnach auch der Macher des Neonazi-Fanzzine "Victory or Valhalla" betroffen. Einen Schwerpunkt der Razzia bildete die ostthüringische Stadt Altenburg, wo gegen fünf Beschuldigte um Rene We. ermittelt wird. In Altenburg sind auch die Neonazi-Bands Kreuzfeuer und Wewelsburg zu Hause, von denen einige Mitglieder auch bei den Hammerskins aktiv sind.3 So sollen die Beschuldigten Hammerskin Rene We.(Schlagzeug) und  Jan L. (Gesang/Bass) Mitglieder der Band Kreuzfeuer gewesen sein. So verwundert es kaum, das auch der Band-Proberaum "Baracke 21" im "Omega"-Gelände in Altenburg durchsucht wurde. Die Band Wewelsburg war durch ihr Bandmitglied Thomas G. ("Ameise") betroffen.

Laut Aussagen eines sächsischen LKA-Sprechers soll der geografische Schwerpunkt der deutschen Hammerskins in der Sächsischen Schweiz und in Ostthüringen liegen. AntifaschistInnen haben in den vergangenen Jahren Hammerskin-Aktivitäten u.a. in Norddeutschland von der Sektion Nordmark (Adendorf) und in Mecklenburg-Vorpommern registriert. Diese Strukturen blieben von den Ermittlungen bislang unbehelligt. Auch die tonangebenden "Hammerskins Berlin" um Riccardo A. und Norman Z. blieben verschont.

  • 1Pressemitteilung LKA Sachsen, 16.7.2002.
  • 2Sächsische Zeitung, 17.7.2002.
  • 3Vgl. Neonazi-Fanzines Fahnenträger und Donnerschlag Nr. 8.