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Kein Schloss für „Identitäre“ in Sachsen

Antifa Recherche Team Dresden
Einleitung

Im Herbst 2019 waren Anhänger der „Identitären Bewegung“ (IB) unterstützt von einem Leipziger IT-Unternehmer im Landkreis Mittelsachsen auf Immobiliensuche. Und das beinah erfolgreich: Der Kaufvertrag für das Schloss in Reinsberg war bereits unterschrieben, als die Gemeinde ihr Vorkaufsrecht wahrnahm und das ehemals als Hotel genutzte Objekt selbst erwarb.

Foto: gravitat-OFF; CC BY 2.0; flickr.com

Zuvor war bekannt geworden, dass der Käufer das Objekt an die „Identitären“ weitervermieten wollte. Ziel der IB dürfte gewesen sein, das Schloss als Veranstaltungs- und Wohnraum für ihr neurechtes Netzwerk zur Verfügung zu stellen.

Laut dem Recherche Twitter-Account „Rechercheplattform zur Identitären Bewegung“ sollen die beiden „Identitären“-Kader Phillip Thaler und Till Lucas Wessels bei der Besichtigung der Immobile dabei gewesen sein. Ersterer ist Teil eines Projektes der IB namens „Schanze Eins“, welches den Kauf von Immobilien zum Ziel hat. Ob die Aktivitäten in Reinsberg mit dem Projekt in Zusammenhang stehen, bleibt jedoch nur Vermutung.

Unterstützung beim Kauf des Schlosses Reinsberg sollen die IB-Kader wohl auch von dem IT-Unternehmer Nicolas Schulmann erhalten haben. Schulmann ist in der (Medien)Öffentlichkeit kein Unbekannter: Auf dem Wohn- und Firmensitz des ehemaligen Piratenparteimitglieds im Schlosspark Knauthain fanden bereits mehrere Neofolk-Veranstaltungen statt, wie das „Fire & Sun-Festival“. Neofolk ist eine besonders unter der neuen Rechten beliebten Musikrichtung. Wenig verwunderlich, dass die Konzerte in Knauthain u.a. von Götz Kubitschek und Ehefrau Ellen Kubitschek („Ellen Kositza“) besucht wurden, wie das Musikmagazin „Rolling Stone“ in einer Reportage berichtete. Es geht bei solchen Konzerten nicht nur um Musikkonsum, sondern auch um Netzwerkpflege.

Auf Bildern der 2016er-Ausgabe des Festivals sind der ehemalige NPD-Landtagsabgeordnete Arne Schimmer, der Pressesprecher der 2014 ausgeschiedenen NPD-Fraktion Thorsten Thomsen und Carsten Müller, Begründer der völkischen Vereinigung „Orphische Kreise“ zu erkennen. Müller sprach 2017 auch bei PEGIDA in Dresden.

Die Anbindung des IT-Unternehmers Schulmann in (neu)rechte Kreise zeigte sich wenig später erneut. Auf einen Tweet des „Antifa Recherche Teams Dresden“ in dem Nicolas Schulmann namentlich mit dem Hauskauf in Verbindung gebracht wurde, antwortet dieser mit einer Unterlassungserklärung durch die Anwaltskanzlei Höcker. Der Chef der Anwaltskanzlei Ralf Höcker ist auch ehemaliger Chef der Werte Union, sowie bekannter Medienanwalt u.a. der AfD. Auf der ersten Messe der „freien Medien“, welche 2019 von der AfD Fraktion in Berlin organisiert wurde, hielt Höcker einen Vortrag unter dem Titel „Flood them with shit – überschwemmt sie mit Scheiße”.