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Ein Mythos zerbricht ...

Dieser Artikel wurde uns von der inter­na­tio­nalen anti­faschist­i­schen Zeitschrift »Searchlight« aus Großbritannien und Antifa.net zur Verfügung gestellt.
Einleitung

Weit über England hinaus galt und gilt das Kürzel C 18 als Inbegriff von Entschlossenheit und (rassistischer) Gewalttätigkeit, mit dem sich auch die Naziszene außerhalb des »C 18-Heimatlandes« gerne schmückt. Ein genauer Blick auf die gegenwärtige Verfasstheit der C 18-Strukturen, vermittelt allerdings ein ganz anderes Bild.

Der C 18-Führer Mark Atkinson (Mitte) ist nach Spanien gezogen

Die rechtsextreme Terrorgruppe Com­bat 18 scheint sich nahezu aufgelöst zu haben, nachdem ihr Anführer Mark Atkinson nach Spanien geflohen ist. Atkinson verließ sein Zuhause in Berkshire samt Partnerin und mehreren Kindern und teilte seinen »Kame­raden« mit, dass er genug von Eng­land habe. Bereits seit dem Mord an Chris Castle 1997 ging es mit der einstigen Vorzeigegruppierung C 18 be­stän­­dig abwärts. Letztendlich war es der Aufstieg der Britischen National Partei (BNP) und der öffentliche Ausstieg des C18-Führungsaktivisten Darren Wells über die britische Antifa­zeitschrift Searchlight im Win­ter 2001 (siehe AIB # 54), die den Abstieg  von C 18 beschleunigten.

Atkinson wurde in den späten 80er Jahren in der Naziszene aktiv. Binnen eines Jahres war er bereits bei den Imperial Knights des Ku Klux Klan aktiv und engagierte sich später bei der BNP. Er integrierte sich schnell in den C18 –Strukturen und nahm 1994 an einer Anzahl von schweren Angrif­fen gegen Chelsea-Fans teil. 1997 musste er eine Haftstrafe wegen des Vertriebes und der Produktion des Nazi–Magazines »The Stormer« ab­büßen. Atkinson ist einer von mehr als einem Dutzend Nazis, die mit dem C 18-Ableger Racial Volunteer Force in Ver­bindung gebracht werden und da­her unter ständiger Beobachtung stehen. Er übernahm die C 18-Füh­rung von Will Browning. Browning selbst blieb zwar weiter aktiv, tat dies aber in den letzten zwei Jahre nahezu anonym. Zwar werden sich weiterhin etliche Nazis öffentlich auf »Combat 18« beziehen bzw. sich gar selbst als zugehörig erklären, doch von einer wirklich national bedeutsamen Nazi­orga­nisation kann keine Rede mehr sein.

In West Yorkshire sind  vormalige C 18-Aktivisten wie Tony White und  Kevin Watmough mit ihren Anhängern in die White Nationalist Party übergetreten. In Oldham hat sich die An­hängerschaft zwischen der BNP und der Racial Volunteer Force, angeleitet vom örtlichen Nazi-Aktivisten John Hill, zerteilt. Im Nordosten sind einige C 18–Protagonisten, wie das Um­feld der Naziband Warhammer, wieder zu eher mainstream-tauglichen Krei­sen von Blood & Honour zurückgekehrt. Zu guter Letzt haben sich viele ehemalige »C 18-Kämpfer« sang- und klanglos aus den Kreisen der extremen Rechten zurückgezogen.

Auch die C 18-Anhängerschaft außer­­halb Englands hatte nicht unbedingt mehr Glück. So berichtete die polnische Zeitung »gazeta wyborcza« im Dezember 2003 über einen Journa­listen, der sich zwei Jahre zuvor in polnischen C 18-Strukturen ein­schlich, um Material für einen Dokumentar­film zu sammeln. Im Internet nahm er mit der US-Nazigruppierung »Church of the Creator« Kontakt auf und wurde von dort aus an die polnischen Nazis »weitergereicht«. Seiner Ein­schät­zung nach hatten diese ihre Organisie­rungs­­phase weitestgehend abge­­schlos­sen und waren im Begriff an die Öffentlichkeit zu treten.

Aus englischen C 18-Materialien war zu ent­ne­h­men, dass Polen als »politisches Hinter­land« benutzt wurde, um beispielsweise das C 18-Heft »The Stor­mer« zu produzieren. Am 28. Oktober 2001 durchsuchten daraufhin polnische Sicherheitskräfte insgesamt neun Wohnungen in Olsztyn, Krakow, War­schau und Lublin. Auch in Schles­wig-Holstein kam es zu Haus­durch­such­ungen bei Nazis, die sich als C 18-Aktivisten sahen, im Vor­der­grund standen hierbei aber der Besitz von Waffen und die Fortfüh­rung von »Blood & Honour« Deutsch­land.

Zu den polnischen Aktivisten ge­hör­ten auch zwei Profes­so­ren­­söhne, von denen einer Chemie, der andere Jura studiert. In deren Woh­nung fand die Polizei »relevante Disketten«. An­sons­ten sei bei den Durchsuch­ungen lediglich Propagan­da und das Stor­mer-Zine gefunden worden. Fest­nahmen gab es keine und die gesuchten Hinweise auf die Druckerei wurden nicht gefunden. Als Mitarbeiter der »gazeta wyborsza« den Lubliner Professor zu dem Vorwurf befragen wollten, dass der Satz des Stormer auf seinem PC produziert worden sei, ging der ältere der Söhne mit geballten Fäusten auf sie zu und betitelte sie als »jüdische Büttel«. Das Haus des Pro­fessors liegt gerade 500 Meter vom Ver­nich­tungslager Majdanek entfernt.