Skip to main content

Demonstrative Feindbildpflege gegen JournalistInnen

Einleitung

Seit Jahren haben Neonazis Fachjournalist_innen, die in der Szene recherchieren und über sie berichten, im Visier. Regelmäßige Drohungen am Rande von Aufmärschen und Ähnliches sind keine Seltenheit.

Foto: recherche nord

Eine neue Qualität der versuchten Einschüchterung war nun im Herbst 2019 in Hannover zu beobachten. Am 23. November 2019 zogen knapp 110 Neonazis unter dem Motto „Schluss mit steuerfinanzierter Hetze – Feldmann in die Schranken weisen“ durch die Stadt und richteten sich mit ihrem Aufmarsch ganz konkret gegen den NDR-Reporter Julian Feldmann. Auf einem Transparent und mehreren Schildern prangte dabei ein Foto von dem Journalisten, der seit Jahren über die Szene berichtet. Besonderen Hass zog sich Feldmann zu, weil er in einer „Panorama“-Reportage den ehemaligen SS-Soldaten und Kriegsverbrecher Karl Münter ausfindig gemacht und interviewt hatte. Münter relativierte darin den Holocaust und verhöhnte Opfer eines Massakers. Im Vorfeld des Aufmarsches forderten die Neonazis deswegen auch „Rache für Karl“, den die Szene gerade wegen solcher Aussagen bis heute verehrt.

Neben Feldmann thematisierten die Neonazis in ihrem Aufruf auch David Janzen, ebenfalls Journalist und Sprecher des „Bündnis gegen Rechts Braunschweig“, der in jüngerer Vergangenheit bereits mehrfach rechte Anschläge an seiner Privatadresse zu erleiden hatte. Eine Reihe weiterer Expert_innen und Fachjournalist_innen waren ebenfalls im Visier und wurde in verschiedenen Beiträgen im Vorfeld namentlich genannt.

Als Redner war neben dem Berliner „Volkslehrer“ Nikolai Nerling, Sebastian Weigler (JN-Niedersachsen) und Sven Skoda (Die Rechte) auch NPD-Vize
Thorsten Heise vorgesehen, dem allerdings für den Tag ein Redeverbot auferlegt wurde. Er hatte Feldmann erst im Juni 2019 in Ostritz am Rande des „Schild & Schwert“-Festivals gedroht: „Der Revolver ist geladen“.