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Das Label „Combat 18“

Einleitung

Wer über neonazistische militante Neonazis in Deutschland recherchiert, kommt an „Combat 18“ nicht vorbei. „Combat 18“ (C18) kann als „Kampfeinheit 18“ bzw. „Kampfeinheit Adolf Hitler“1 übersetzt werden und dient als Identifikationsinstanz für militante deutsche Neonazis.

  • 1A und H sind die Buchstaben Nummer 1 und Nummer 8 im Alphabet.

"Combat 18" sah sich als bewaffneter Arm des "Blood & Honour" Netzwerkes. | (Das hier verwendete Symbol, welches nach § 86 StGB verboten ist, wird zu dokumentarischen und aufklärerischen Zwecken benutzt. Es dient nicht der Verharmlosung oder der Propaganda, sondern wird im Sinne des § 86a StGB Abs. 3 verwendet.)

C18 international

„Combat 18“ soll Anfang der 1990er Jahre ursprünglich von dem Amerikaner Harold Covington (Seattle) in England gegründet worden sein. Als Anführer trat Paul Sargent in Erscheinung, der in der Szene unter seinem Spitznamen „Charlie“ bekannt war. C18 galt Anfang der 1990er Jahre als eine Gruppe von Hooligan-Schlägern im Umfeld der British National Party (BNP). Später entwickelte sich C18 zu dem von dem Neonazi-Netzwerk „Blood & Honour“ (B&H) getragenen und protegierten Label für den militanten Untergrundkampf.

Anfang 2000 veröffentlichte der Norweger Erik Blücher (auch Tor Erik Nilsen), eine Führungsfigur von B&H Scandinavia, die entsprechende Konzeptions-Schrift „The Way Forward“ („Der Weg Vorwärts“). Diese muss als eine Art B&H-Manifest des bewaffneten Kampfes angesehen werden. Blücher bezeichnet hier „Combat 18“ als „Armee von Blood & Honour“ und als „bewaffneter Arm der Blood & Honour-Bewegung“ und fordert dazu auf: „Die Zeit des Geredes ist wirklich vorbei. Wir haben ein Stadium erreicht, in der jegliche Form der Aktion der Inaktivität vorzuziehen ist.1 „Combat 18“ in England gab u.a. die Publikationen „International Redwatch Issue“ bzw. „Redwatch“ und „Target“ heraus, in denen Daten und Fotos von Antifaschist_innen veröffentlicht wurden. In einigen Fällen kam es zu Anschlägen gegen die Betroffenen.2 Anfang 1995 fanden wegen einer solchen Broschüre mit Bombenbauanleitungen und Mordaufrufen bei Sargent und dem C18 Aktivisten William „Will“ Browning Hausdurchsuchungen statt.3 „Combat 18“ finanzierte sich vorwiegend aus dem RechtsRock-Musikgeschäft und galt als Organisator bzw. Nutznießer zahlreicher RechtsRock-Konzerte aus dem Netzwerk von „Blood & Honour“. „Combat 18“ versuchte mit allen Mitteln, die Kontrolle über die internationale „Blood & Honour“ Szene zu erhalten. 

Militante Konflikte

Der absolute Führungsanspruch von C18 führte zu einer Reihe gewalttätiger Konflikte zwischen C18 und anderen Neonazis. Es gab offenbar einen Flügel der „Musikszene“ und einen Flügel der „politischen Aktivisten“ im RechtsRock-Milieu. William Browning konterte mit Kritik aus der Musik-Szene: „C18 erwartet von Leuten, dass sie politisch sind und sich engagieren (…) Wir brauchen diesen Abschaum nicht, der den wahren Aktivisten sowieso nur in den Rücken fällt.4 1997 wurden sieben dänische Neonazis wegen versuchter Briefbombenanschläge auf britische Adressaten in Dänemark und Schweden verhaftet. Zu den Verhafteten zählte auch der dänische Neonazi Thomas Derry Nakaba, der bei seiner Festnahme einen Polizisten anschoss. Eine der abgefangenen Briefbomben war an den englischen C18-Kritiker Brad Hollanby von der RechtsRock-Band "Squadron" gerichtet. Die anderen Briefbomben sollten an die Anti-Faschistische-Aktion in London und eine mit einem schwarzen Sportler verheiratete Fernsehmoderatorin gesendet werden.

Nakaba sagte vor Gericht aus, auf Befehl von „Combat 18“ gehandelt zu haben. Den Sprengstoff für die Briefbomben und eine Adress­at_in­nenliste seien ihm von William Browning übergeben worden. Im September 1997 wurden Nakaba und seine Komplizen Michael Volder und Nicky Steensgaard wegen der Beteiligung an der Versendung von Briefbomben zu Haftstrafen verurteilt. Nach Informationen der Zeitschrift Searchlight soll die Polizei den Hinweis für die Briefbomben über Paul Sargent bekommen haben.5 Der schwedische Neonazi Niclas Loefdahl wurde im August 1997 als ein weiterer neonazistischer Briefbomben-Absender verhaftet. Die schwedischen Behörden hielten ihn für den Versender einer im Mai 1997 im Göteborger Postamt explodierten Briefbombe, die an ein Mitglied der konkurrierenden Neonazi-Gruppe Nordland adressiert war. Loefdahl soll auch eine Briefbombe mit C18-Absender an die schwedische Justizministerin verschickt haben. Loefdahl berichtete später, er sei bis zu seiner Verhaftung Anführer des schwedischen Ablegers von „Combat 18“ gewesen. Nach den gescheiterten Briefbomben-Aktionen von Nakaba zerstritten sich die C18-Führer Sargent und Browning über Geld und die Frage, ob C18 „halb-legal“ oder doch „terroristisch“ sein sollte.

Anfang 1998 wurde Paul Sargent in England zusammen mit seinem Komplizen Martin Cross wegen dem Mord an Chris Castle zu lebenslanger Haft verurteilt. Chris Castle galt als ein Unterstützer von Will Browning und war in eine tödliche Falle gelockt worden, als er u.a. eine „Blood & Honour“-Mitgliedsliste eintauschen wollte. Anschließend ging es mit C18 in England kontinuierlich bergab.6

Spurensuche in Deutschland

1997 planten einige Neonazis aus Königswusterhausen, Oranienburg, Limbach-Oberfrohna und dem Sauerland die Herausgabe einer deutschen C 18-Untergrundzeitung. Doch im selben Jahr erreichten die Konflikte des englischen C18 auch Deutschland und spalteten die C18-Unterstützer-Szene. Etwa seit der Jahrtausendwende gab es einige Gruppen und Personen in Deutsch­land, die sich selbst als „Combat 18“ verstanden, szeneintern als „Combat 18“ wahrgenommen wurden oder „Combat 18“-Propaganda verbreiteten. Es war vor allem auch die RechtsRock-Führungsfigur und Verfassungsschutz-Spitzel Carsten Szczepanski (Brandenburg), der „Combat 18“ in der deutschen Neonazi-Szene bekannt machte. Szczepanski nutze zeitweilig ein C18-Postfach in England für den Vertrieb seiner Zeitschrift „United Skins“.

Britische „Combat 18“-Aktivisten besuchten Ende der 1990er Jahre den fränkischen Raum in Deutschland. Ihre hauptsächlichen Ansprechpartner dort waren der RechtsRock-Musiker und B&H-Funktionär Bernd P. („Pernod“) im Bamberger Raum und Matthias G. in Schwabach. Der Kreis um „Blood & Honour Franken“ und die RechtsRock Band „Hate Society“ von Bernd P. galten seitdem als „Combat 18“-Exponenten in Deutschland.

Der führende Neonazi-Funktionär Thorsten H. (Northeim/Frettenrode) wurde zeitweilig szene-intern ebenfalls als „Combat 18“ Kontakt angesehen, da er über gute Verbindungen zu dem englischen C18- Funktionär William Browning verfügt haben soll. Auch der schwedische B&H-Aussteiger Kim Fredriksson nahm Thorsten H. als deutsche Kontaktperson aus dem B&H/C18-Milieu wahr.7

Das Zellen-Prinzip

Die „Blood & Honour“-Zeitschrift „Totenkopf Magazin“ schrieb 2002 in dem Artikel „Der politische Soldat“:

Combat 18 arbeitet nach der Methode des führungslosen Widerstandes, das bedeutet das die einzelnen Zellen oder Personen sich nicht kennen und unabhängig voneinander arbeiten und keiner zentralen Führungsstelle Bericht erstatten. Es darf nicht die Struktur einer Befehlskette entstehen, denn es könnte ein Glied dieser Kette schwach sein und somit die ganze Organisation schwächen. Allerdings weist auch dieses Konzept Fehler auf, in der Praxis ist es sehr schwer, ganz allein zu arbeiten — unsere Hoffnungen setzen wir daher auf semi-autonome Arbeit. Es muss bei einzelnen Aktionen kooperiert werden, weil die eine Zelle vielleicht etwas, weis oder besorgen kann was die andere nicht kann — das heißt im Klartext das eine Person jeder Zelle eine andere Person aus einer anderen Zelle kennen sollte und die Zellen sich einander ergänzen sollten [...]“. (Fehler im Original)

Dieses Zellen-Prinzip dürfte der Versuch gewesen sein, dem Wirr-Warr der verschiedenen C18-Cliquen eine Struktur zu verpassen. Einige Hinweise auf C18-Cliquen wurden mittlerweile bekannt: In Halle griffen zwischen 1998 und 2000 Neonazis einer C18-Gruppierung, die aus dem regionalen B&H-Spektrum entstanden war, linke Projekte an. In Thüringen traten zeitweilig ein Dutzend Neonazis um Sven B. aus Suhl innerhalb der Szene als „autorisierte“ Gruppe „Combat 18 Thüringen“ auf. Mit der Zeitschrift „The Stormer“ versuchte sich 2002 kurzzeitig sogar ein deutsches Blatt für offensive C18-Propaganda zu etablieren. Sicherheitsbehörden machten die kaum bekannten Neonazis Markus L. und Michael Sch. für das Heft verantwortlich, das über ein Postfach in Plauen (Westsachsen) verbreitet wurde. In Berlin trat 2001 eine Gruppe um Paul Stuart B. und Sebastian Dahl mit dem Label „Combat 18 Berlin“ in Erscheinung und bedrohte politische Gegner und Polizeibeamte. Die Gruppe soll nach Einschätzung des Berliner LKA Sprengstoffanschläge gegen türkische und jüdische Einrichtungen geplant haben. Bei Paul Stuart B. fand die Polizei im Sommer 2002 u.a. Bombenbauanleitungen und Unterlagen, die mit „Zentralrat der Juden + Friedhöfe und Gedenkstätten/Adressen“ bezeichnet waren. Sebastian Dahl wurde später wegen versuchten Mordes an Antifaschist_innen zu einer Haftstrafe verurteilt.8 Die „Kameradschaft Pinneberg“ um Klemens O. und Marco H. trat ab etwa 2002 auch als „Combat 18 Pinneberg“ auf.9 Bereits 2001 beschlagnahmten Polizisten bei deren Aktivisten Markus N. eine detaillierte Feindes-Liste. Bei der anschließenden Durchsuchung seiner Wohnung fand sich ein Brief des zu der Zeit inhaftierten Klemens O., in dem dieser daran erinnert, die Gruppe „solle auf die körperliche Fitness achten, so das der C18-Weg nicht zum Scheitern verurteilt ist“.10 Die weiteren Aktivitäten der Gruppe bestanden u.a. in Schutzgelderpressungen gegen Neonazi-Versände, die unautorisiert „Blood & Honour“-Symbolik im Angebot hatten. Der Neonazi Alexander H. aus Schleswig Holstein wurde wegen der Schändung eines antifaschistischen Denkmals in Neustadt im Jahre 2003 angeklagt. Dabei legte er ein aufgeschlitztes Ferkel auf ein Denkmal für KZ-Häftlinge und beschmierte das Denkmal mit einem  C18-Schriftzug. „Combat 18 Deutschland“ brüstete sich anschließend mit der Tat. In Backnang (bei Stuttgart) bedrohte 2003 eine Neonazi-Clique um Stefan Thomas D. Polizeibeamte unter dem Label C18. Bei Hausdurchsuchungen gegen die mutmaßlichen Urheber der Drohungen fand die Polizei Bombenbauanleitungen, bereits gebaute Rohrbombenteile sowie Munition. Der Gruppierung wurde auch ein versuchter Brandanschlag auf ein Wohnheim von Geflüchteten zugerechnet.

Dortmund als C18 Hot Spot

Teile der „Kameradschaft Dortmund“ um Marko Gottschalk und Carsten J. tätowierten sich „Combat 18“-Schriftzüge und  sollen szene-intern als „Combat 18“ aufgetreten sein. Ein führender Aktivist der Hammerskins in Deutschland schrieb im Juli 2011 an seine „Brüder“ der Hammerskin Nation (HSN) über einen gelösten Konflikt zwischen Hammerskins und „Combat 18“: „Das andere Gespräch fand zwischen mir und den deutschen Combat 18 Leuten statt. Wie unlängst […] beschlossen wurde, hat sich die deutsche Grundeinstellung zum C18 (zumindest dem deutschen Flügel) gewandelt. Von einer passiven aber ablehnenden Haltung sind wir zu einer neutralen Haltung übergegangen. […] Das Gespräch wurde mir von Gottschalk und einigen Streetfighting Crew Leuten ,gedrückt’, da die Jungs parallel zu uns zur selben Erkenntnis gekommen sind. […]“11 Durch diese öffentlich gewordene Rundmail wurde deutlich, dass es offenbar bis 2011 eine „Combat 18“-Struktur in Deutschland gab. Die Dortmunder C18-Gruppe dürfte sich demnach aus den Kreisen der „Streetfighting Crew“ und der „Oidoxie Jungs“ rekrutiert haben. Die Neonazi-Band „Oidoxie“ wurde 1995 vom Dortmunder Marko Gottschalk ge­grün­det.12 Die „Oidoxie Streetfighting-Crew“ entstand ab 2003 aus Teilen der Kameradschaft Dortmund bzw. aus dem „Oidoxie-Saalschutz“ und ist der Security-Kreis der RechtsRock-Band „Oidoxie“. Mittlerweile gibt es auch eigene Ableger dieser Crew in Kassel und in Schweden. „Oidoxie“ und die mit ihr eng verbundene Neonazi-Band „Weisse Wölfe“ (Sauerland) machten in ihren Songs kein Geheimnis aus ihrer Nähe zu C 18. Von „Oidoxie“ stammt der Song „Terrormachine Combat 18“ und die Band Weisse Wölfe textete: „You know what I mean, hail, hail, hail the terrormachine, hail, hail, hail Combat 18

Ab 2006 entwickelte sich aus dem Milieu der „Oidoxie Streetfighting Crew“ ein Personenkreis, der „Combat 18“ angeblich noch konkreter umsetzen wollte. Als deren Akteure wurden unter anderem Marko Gottschalk, der Dortmunder Robin Schmiemann und der „Blood & Honour“-Konzert-Organisator Sebas­tian Seemann aus Lünen benannt. In der Gruppe kursierten zeitweilig auch Schusswaffen, die von belgischen Neonazis von „Blood & Honour Vlaanderen“ beschafft worden sein sollen.13

Bekannt wurden zwei Personen aus der Gruppe jedoch durch kriminelle Taten im Drogenbereich. Sebastian Seemann, der heute Sebastian W. heißt, geriet im Jahr 2007 in den Fokus der Bielefelder Polizei, die im Zuge eines Drogen-Deals ermittelte. Diese musste bei seiner Überwachung fesstellen, dass Seemann als V-Mann für den nordrhein-westfälischen Verfassungsschutz arbeitete.14 Der in die Drogen-Geschäfte verwickelte  Robin Schmiemann wurde von Sebastian Seemann gedrängt, Schulden bei ihm durch einen Supermarkt-Überfall im Februar 2007 in Dortmund zu begleichen. Dabei wurde ein 60-jähriger Kunde migrantischer Herkunft durch Schüsse schwer verletzt.15

C18 Deutschland?

In Deutschland war „Combat 18“ bisher eher als ein gemeinsames Label statt als eine bundesweite, einheitliche Organisation oder eine längerfristig verbindliche Struktur wahrnehmbar. Offenbar bedienten sich unterschiedliche Neonazi-Gruppierungen zu unterschiedlichen Zeiten des Labels „Combat 18“, um zum Teil unterschiedliche Ziele zu verfolgen. Einige verstanden C18 als eine politische Idee und als militantes Konzept und versuchten, „Combat 18“ als bewaffneten Arm der „Blood & Honour“-Struktur zu etablieren. Andere wollten unter dem Namen die lukra­tiven RechtsRock-Geschäfte kontrollieren, und manche brauchten einfach nur einen „gefährlichen“ Namen im kriminellen Milieu. Die verschiedenen C18-Gruppen standen teilweise in direkter Konkurrenz zueinander bzw. machten sich gegenseitig das Recht streitig, sich „Combat 18“ zu nennen. Es konnte sich nie eine Gruppierung so weit durchsetzen, dass sie Kraft ihrer Autorität oder Authentizität darüber hätte bestimmen können, wer sich des Namens bedienen darf.

Auch der schwedische B&H-Aussteiger Kim Fredriksson beschreibt C18 gegenüber dem Antifaschistischen Infoblatt (AIB) als eine Art Label für militante Aktionen der (schwedischen) „Blood & Honour“-Szene. Formale Mitgliedschaften habe es dabei nicht gegeben. Mit den Worten „Wir waren Blood & Honour, also waren wir auch Combat 18“ fasste er zusammen, dass der Name „Combat 18“ für „Blood & Honour“-AktivistInnen quasi frei verfügbar war.

Die Meinungen über die Exklusivität des C18-Labels gingen dabei manchmal auseinander. Ende der 1990er Jahre gab es Berichte über entsprechende Konflikte. Demnach habe der „Blood & Honour“-Funktionär Bernd P. in seinem politischen Bekanntenkreis „Combat 18“-Bekleidung verkauft. Eini­gen seiner KundInnen soll diese dann in Nürnberg von den Neonazis Christian W.16 und Christian K. wieder abgenommen worden sein. Die TrägerInnen sollen nach deren Ansicht nicht berechtigt gewesen sein C18-Schriftzüge zu tragen. Christian K. soll laut Berichten aus Neonazi-Kreisen ab 2000 für einige Zeit eine größere „Combat 18“-Gruppe im Raum Nürnberg angeführt haben.

NSU & „Combat 18“?

Der englische „Combat 18“-Aussteiger Darren Wells berichtete vor einigen Jahren: „Zum Jahresende 1998 schlug jemand vor, dass ich nach Deutschland reisen sollte, um dort ein paar Bomben zu bauen und sie abzuschicken“.17 Das Vorhaben wurde zwar nicht umgesetzt, doch zeigen die Überlegungen, dass Deutschland als potentielles Aktionsgebiet von Combat 18 angesehen wurde.

So verwundert es kaum, dass es einige Berührungspunkte zwischen C18-AnhängerInnen und den Personen aus dem „Natio­nalsozialistischen Untergrund“ (NSU) bzw. dem NSU-Umfeld gab.

Im Jahr 2013 wurde ein Briefkontakt zwischen dem wegen des beschriebenen Supermarktüberfalls inhaftierten „Combat 18“-Anhänger Robin Schmiemann (Dortmund) und der im NSU-Prozess angeklagten Beate Zschäpe bekannt. Alleine im März 2013 schickte Beate Zschäpe drei bis zu 26 Seiten lange Briefe an Robin Schmiemann.

Die Chemnitzerin Mandy Struck, die die NSU-Mitglieder Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos seit 1998 mit Papieren und Wohnungen unterstützte, wohnte ab 2001 einige Jahre in Nürnberg. Hier war sie unter anderem mit dem besagten Christian W. liiert, der in Nürnberg als Anhänger von „Combat 18“ wahrgenommen wurde.

Ab 2003 begannen sich Neonazis aus dem „Blood & Honour“-Nachfolge-Label „Division 28“18 an dem alten Konflikt „Geschäfte oder Untergrund?“ zu zerstreiten. Es entstanden zwei entsprechenden Flügel anhand der Trennungslinie „Real-B&H“ oder „Combat 18“. Die Exponenten des „Combat 18“-Flügels waren Mitglieder aus Nürnberg und Thüringen. Zu den Thüringern zählte auch Ronny L. aus Weimar. Ronny L. war ein früherer Bekannter des späteren NSU-Trios und ihrer UnterstützerInnen aus Jena. Als in den 1990er Jahren in der Nähe von Jena eine Kreuzverbrennung im Stile des Ku-Klux-Klan durchgeführt wurde, nahm Ronny L. zusammen mit  Beate Zschäpe, Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt, Ralf Wohlleben und Holger Gerlach daran teil.

Auch wenn der NSU nicht das Label „Combat 18“ für sich nutzte, war der NSU Bestandteil eines Netzes von Neonazi-Akti­vistInnen, die eines verband: Das Selbstbild der „politischen Soldaten“, die sich in der Pflicht sahen, den „nationalen Kampf“ auch militant bis terroristisch zu führen. Das Netzwerk „Blood & Honour“ und das von ihm protegierte Konzept des „Leaderless Resis­tance“ durch „Combat 18“ spielte darin eine wesentliche Rolle.